Wort zur Woche: "Reden und Zuhören: Auch das ist Erntedank"
07.10.2022
Wort zur Woche von Pröpstin Rebecca Lenz
„Ich bin Landwirtin – ich kann nicht anders!“ So antwortet mir eine junge Frau von der Kreislandjugend. Ich selbst habe immer in der Stadt gelebt und wollte wissen, warum man heute noch in die Landwirtschaft geht. „Ich bin damit großgeworden. Das ist kein Beruf, den man sich einfach so aussucht. Diese Arbeit gehört einfach zu mir.“ Sie erzählt davon, dass ihre Freunde viel mehr Freizeit haben. Sie muss sich um die Tiere kümmern. Wenn Ernte ist, dann kann der Arbeitstag schon mal 18 Stunden haben.
Ich bin beeindruckt. Das nenne ich Berufung! Mir liegt die Bewahrung der Schöpfung am Herzen. Ich frage nach Klimaschutz und Tierwohl, nach Gülle und Überdüngung. „Ich hätte gerne nur 30 Kühe im Stall,“ sagt die Landwirtin. „Aber das lohnt sich einfach nicht. Die Verbraucher wollen günstiges Fleisch. Wenn man von der Landwirtschaft leben will, muss man mithalten.“ Ich gestehe, dass ich selbst gar kein Fleisch esse. „Wenn keiner mehr Fleisch isst, ist das auch keine Lösung,“ erklärt sie mir. Was ist dann die Lösung? Wie passen Ökologie und Ökonomie zusammen?
Bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft der Landwirtschaft mit VertreterInnen aus Landwirtschaft, Politik und Kirche am letzten Donnerstag in der Friedenskirche Weiche redeten wir, fragten, hörten einander zu, und diskutierten. Klar ist: Es gibt weder schwarz noch weiß, keine gute und keine böse Landwirtschaft. Es gibt unterschiedliche Positionen. Unterschiedliche Argumente. Wichtig ist der Dialog. Am Ende ist jeder und jede mit einer neuen Erkenntnis nach Hause gegangen. Reden: Zuhören, Dialog – auch das sind Gründe zum Danken, auch das ist Erntedank!
Einen gesegneten Sonntag wünscht Pröpstin Rebecca Lenz