Wort zur Woche: „Sendepause“
27.05.2022
Wort zur Woche von Michael Tolkmitt, Leitung Kirchenkreis-Jugendwerk Flensburg
Ich hatte immer gedacht, ich werd’s nicht bekommen. Niemals! Und dann eines Tages, wachte ich auf, und ich konnte nichts anderes als weinen. Wie jahrelang aufgestaute Seen flossen die Tränen aus mir, die ich nicht bändigen konnte. Gefühle, wie ich sie noch nie erlebt und gespürt hatte, überfluteten mich, als würden eiskalte Hände meine Schultern berühren und mich in die Tiefe des Meeres ziehen. Innerhalb von Minuten verwandelte ich mich in ein Häuflein Mensch, das unfähig war, auch nur die kleinsten Aufgaben zu bewältigen. Nichts ging mehr.
Tage später, die Diagnose: Erschöpfungssyndrom! Physische, psychische, kognitive Sendepause. Die Zerbrechlichkeit der eigenen Seele zu erkennen und zu akzeptieren, war nicht einfach. Wollte ich doch immer „der starke Macker“ sein, der sich jeder auch noch so herausfordernden Situation stellt. Eine der wichtigsten Erfahrungen in diesen Wochen war, dass mein Umfeld mich trug, ohne Druck aufzubauen. Es hat mein „nicht mehr können“ angenommen, sodass ich es auch annehmen konnte. Und dann eines Tages, durch gute Gespräche, Meditation, Spaziergänge und kleine Radtouren emotional und körperlich wieder ein wenig zu Kräften gekommen, saß ich allein auf einer nordfriesischen Deichspitze, sah dem zurücklaufenden Meer nach und der untergehenden Sonne zu und betete. Ich redete zu Gott und hatte das Gefühl, meine Worte fanden ein Ziel, und warme Hände umfassten meine Arme und hielten mich. Auch nach 17 Jahren bin ich mir sicher, dass dieser spirituelle Moment mich verändert hat.
„Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen“ (1. Joh. 4,12)
Kleine Aufgabe: Sagen Sie heute einem Menschen, wie wichtig er Ihnen ist!