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Wort zur Woche: "Unerhört = un-erhört?"

03.02.2023

Wort zur Woche von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby

Unerhört, was die sich rausnehmen! Was bilden die sich ein? Empörend! Himmelschreiend! Unerhört, diese… tja: An wen denken Sie? Die Letzte Generation? Manche Pazifisten? Regierende in Russland oder im Iran? Elon Musk? Ihre Facebook-Freunde?

Viele verlieren den Faden in so einer Dauerkrise und werden an den Rand gedrängt, und da reicht ja das Gefühl, dass es so ist. Wer un-erhört ist, findet das oft unerhört, klebt sich dann verkehrsbehindernd fest, marschiert bei Spaziergängen gegen einfach alles mit oder schreit Kreistagsabgeordnete in MV an. Oder verstummt – wie gerade viele Stimmen, die für Frieden werben. Seltsame Zeiten, in denen unerhört ist, bei Kampfpanzer-Lieferungen nicht gleich „Hurra“ zu rufen…

Vor Jahren gab es eine Diakonie-Kampagne: große lilafarbene Plakate mit „Unerhört! Diese Obdachlosen!“ Oder: Diese Flüchtlinge! Die da oben! Auch: Diese Einsamen! Diese Alltagshelden! Und dazu gab es Geschichten: von Häftlingen, Verwitweten, Migrant*innen, AfD-Wählern. Mag sein: Wenn die Gesellschaft nicht weiter zerfasern soll, müssen wir reden! Ja, mit Grenzen: Bei „Das wird man doch noch sagen dürfen“, ist Achtung geboten und manchmal um der Menschenwürde willen ein „So nicht!“ Aber das Erste ist: Zuhören. Auch die Geschichten dahinter.

Und wenn man Jesus glaubt im Gleichnis vom Ende der Zeiten, liegt im (Er-) Hören und In-den-Blick-Nehmen immer die Chance, Gott zu begegnen:

„Sie werden fragen: Wann warst Du denn hungrig oder durstig, und wir dich versorgt? Wann warst du fremd, und wir haben dich aufgenommen? Wann haben wir dir Kleider gegeben? Wann warst du krank oder im Gefängnis, und wir haben dich besucht? Und er wird antworten: Was ihr für eins meiner Geschwister getan habt, und sei es noch so unbedeutend, das habt ihr für mich getan“.