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Wort zur Woche: "Verstummt bloß nicht!"

11.03.2022

Wort zur Woche von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir bleibt kein Auge trocken – wenn ich Amelia singen höre und sehe: in dem Anderthalb-Minuten-Video, das gerade „viral“ geht. Die kleine Amelia singt „Let it go“, aus dem Disney-Film „Frozen“. In einem Luftschutzbunker in Kiew. Auf russisch. So, dass binnen Sekunden alles um sie herum schweigt und, wer bei Trost ist, sich die Tränen aus den Augen wischt. 

Ob das Video echt ist? Ich glaube, das ist mir egal. Ich freue mich, wenn Menschen dieser Tage singen, auch laut singen!! und sich zeigen. Sie wissen schon: „Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. – Wird im Kreml gesungen? Ich hoffe es sehr… 

Hierzulande hat man nun wieder John Lennon im Ohr, „Imagine“ und “Give peace a chance”. “We shall overcome” oder Sting mit “Russians”... Und in den Kirchen “Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ – oh ja, bitte! Unsere Friedenslieder sind alle schon so alt; war halt lange nicht dran... Und manchmal kann man nur schweigen. 

Aber Singen kann sowieso viel mehr als Worte allein: Singen geht direkt ins Herz. Und ist ein Gottesgeschenk, wusste schon Augustinus: „Wer singt, betet doppelt“. Wer in diesen Tagen singt, zeigt seine Hilflosigkeit, seine Sehnsucht nach Frieden, klagt auch, was einfach himmelschreiend ist, und zeigt sich verletzlich. Wer singt, hindert sich und andere, zu verstummen oder gar aufzugeben. Und deswegen freue ich mich so, wenn Amelia laut singt! 

An diesem Sonntag hört man, wie Jesus sagt: „Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht“ (Joh 3,20). Ihr findet sicher Beispiele… Und könnt selbst eins sein: Verstummt nicht! Zeigt Euch! Und wo Ihr könnt: Helft!