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Wort zur Woche: "Vom Teilen"

17.02.2023

Wort zur Woche von Jonas Borgwardt, Hochschulseelsorger in Flensburg, Leiter der Kath. Hochschulgemeinde (KHG)

„Wer Dinge teilt, spart Platz und Geld“ – so begann diese Woche ein Artikel im Flensburger Tageblatt über Möglichkeiten und Grenzen von Shared Economy in unserer Region. Was für ein fast schon revolutionärer Widerspruch zu einer Haltung, immer alles haben zu müssen, was für eine Vision gegen Abschottung und Vereinzelung!

Vielleicht ist Ihnen auch aufgefallen, dass immer mehr Privatgrundstücke mit Sichtschutzzäunen versehen werden oder dass in wohlhabenden Gegenden in fast jedem Garten ein Trampolin steht – womöglich ein Indiz für eine Gesellschaft, in der die Arm-Reich-Schere eklatant wächst und sich reichere Menschen abschotten. So leben in Mehrfamilienhäusern oft nur diejenigen, denen ein Eigenheim zu teuer wäre und auf Kinderspielplätzen trifft man nur noch die Kinder, deren Eltern sich kein Trampolin oder nicht einmal einen eigenen Garten leisten können. Hat eine solche Gesellschaft Zukunft?

Dabei lebt doch das Leben vom Teilen, zum Beispiel vom Mit-Teilen (siehe v.a. in den sozialen Medien) oder vom Zeit teilen mit anderen Menschen. Die Idee des Leihladens Flensburg, der in dieser Woche vorgestellt wurde, knüpft genau da an: Im Teilen entsteht ein Mehr, denn ich spare Platz und Geld, wenn ich mir keine eigene Bohrmaschine kaufen muss. Doch neben dem Sparen tritt eine weitere Dimension hervor: Ich komme in Kontakt mit Anderen, ich erweitere meinen Horizont und teile so für kurze Zeit mein Leben mit Menschen, die ich sonst vielleicht gar nicht kennengelernt hätte. Das Teilen ist der Ansatzpunkt wider eine Welt der Abschottung hin zu einer solidarischen Gesellschaft. Auf diese Weise könnte auch die christliche Botschaft in der heutigen Zeit einen Sinn entfalten, die den Einsatz für die Mitmenschen, die Solidarität mit ihnen und das Teilen als solches zum Prinzip allen Handelns erklärt.