Foto: Nadja Jöhnk

Wort zur Woche: "Vom unendlichen Wert der Seele"

28.01.2022

Wort zur Woche von Nadja Jöhnk, Pastorin im Kirchenkreis

Ich traf ihn wieder auf einer Geburtstagsfeier. Ein alter Bekannter. Damals war er stolz, mit Anfang Zwanzig den Betrieb seines Vaters zu übernehmen und über Jahre auszubauen. Dem Betrieb ging es gut. Und ihm ging es auch gut. Aber dann kam Corona. Die Aufträge brachen ein. Das Geld fehlte. Schlaflose Nächte folgten, viele davon. Irgendwann galt es, eine Entscheidung zu treffen: Den Traditionsbetrieb, den ganzen Stolz seines Vaters aufrechterhalten?  Oder auf die innere Stimme hören, die mahnte: Was nützt dir dein Stolz, wenn du daran kaputt gehst? Er hat es sich nicht leicht gemacht, als er den Betrieb insolvent meldete. Nicht mehr Arbeitgeber sein, sondern Arbeitnehmer werden. Das war ein großer Schritt. Aber er spürte: Da gibt es noch ein anderes Leben, für das es sich lohnt. Es ist jetzt ein anderer Stolz, der aus ihm leuchtete: Ich habe mich getraut. Ich habe auf meine innere Stimme gehört. Und es war gut. Und richtig.

In der Bibel sammeln sich Erfahrungen von Menschen, die sich getraut haben. Sie haben ihre Komfortzone verlassen, weil sie gespürt haben: Das ist nicht das Leben, das ich führen sollte. Die innere Stimme spricht in uns allen. Die Bibel nennt sie Seele.

Jesus hat an einer Stelle gesagt: Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, und Schaden zu nehmen an seiner Seele? (Markus 8,36)

Was nützt mir mein Stolz oder die Frage „Was denken die anderen?“, wenn ich daran zugrunde gehe? Manchmal ruft uns die innere Stimme weg von unserem Arbeitsplatz. Manchmal raus aus unserer Beziehung oder aus einer Freundschaft, die uns nicht gut tut. Gegen die eigene Überzeugung zu leben, schadet der Seele. Wenn wir ganz genau hinhören, wissen wir, was richtig wäre. Es sind keine leichten Entscheidungen. Aber es geht immerhin um ziemlich viel: Es geht um die eigene Seele. Und die ist von Gott. Der hat sich was dabei gedacht, als er uns schuf. Es lohnt sich also, hinzuhören. Wir haben nur die Eine.