Foto: Detlef Flüh

Wort zur Woche: "Wo ein Garten, da ist Leben!"

01.04.2022

Wort zur Woche von Pastorin Kerstin Popp, Kirchengemeinde Schuby

Du siehst den Garten nicht mehr grünen – so beginnt mancher Text über einer Traueranzeige. Dieser eine Satz geht einem ans Herz. Einen Garten zu haben und ihn im Frühjahr grünen zu sehen, ist ein wunderbares Erleben.

Der Aufbruch der Natur ist von tiefster Symbolik für neues Leben und für den Sieg des Lebens über den Tod. Das Grün kommt außerdem sehr verlässlich, und auch das tut gut in einer Welt voller Unwägbarkeiten und Zufälle. Ist die Welt „da draußen“ oft ein gefährlicher Ort – mein eigener Garten ist es nicht. Hier ist für mich die Welt überschaubar und wohl geordnet. Nach anstrengender Berufstätigkeit, nach einem Tag voller schwieriger Aufgaben kann ich bei der Gartenarbeit alles mal loslassen und mich entspannen.

Ich atme dabei den Duft der Pflanzen und Blumen ein, genieße die Wärme der Sonnenstrahlen, und am Ende schaue ich voller Befriedigung auf das Werk meiner Hände. Ich darf sicher sein: was ich gepflanzt, bewässert und gedüngt habe, wird wachsen und eines Tages erblühen. So gibt der Garten auf vielerlei Weise Befriedigung und Glücksgefühle. Und wenn ich all das nicht mehr erleben darf, dann ist das traurig und die Frage berechtigt: kann da überhaupt noch etwas Besseres kommen als den Garten grünen zu sehen?

Im Johannesevangelium im 20. Kapitel wird uns berichtet, dass Maria Magdalena am Ostermorgen vor dem leeren Grab steht und weint. Als der auferstandene Jesus sie anspricht und fragt, warum sie denn weine, erkennt sie ihn nicht, sie hält ihn vielmehr für den Gärtner. Also könnte sie sich vor Jesu Grab und zugleich in einem Garten befunden haben. Wieder schwingt die Symbolik mit: wo ein Garten, da Leben! Wer weiß, vielleicht sehen wir nach dem Tod doch einen neuen Garten grünen. Einen Garten so vollkommen wie einst das Paradies.