
Die Hoffnung bewahren in schwierigen Zeiten
27.11.2024
Die Wahl von Donald Trump, der ein zweites Mal als Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, erschüttert viele. Eigentlich ist es nicht zu glauben, aber das amerikanische Volk hat diesen Mann sehenden Auges gewählt: einen Egomanen, Entertainer und Aufschneider, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Was das für die USA und für die Welt nun bedeutet, werden wir in den kommenden Jahren mitverfolgen. Es besteht jedoch kein Grund, jetzt für alles schon gleich das Schlimmste anzunehmen, den Kopf in den Sand zu stecken oder zu resignieren.
Amerika ist ein zutiefst gespaltenes Land. Und wenn wir für Deutschland und Europa eines lernen sollten, dann dies: Wir dürfen uns hier nicht in dieser Weise spalten lassen wie es dort in den vergangenen 10-15 Jahren passiert ist. Wir können sicher sein, es wird auch weiterhin versucht werden, von Seiten der AfD und anderen. Wir müssen uns weiter darum bemühen, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, an Nachrichten zu kommen, denen wir vertrauen können und das Gespräch untereinander zu suchen – auch wenn der andere ganz anders denkt als ich.
In schweren Zeiten, wenn es scheint, als wären alle Nachrichten schlecht (die Ampel geplatzt; die Kriege in Nahost und in der Ukraine werden immer mehr ausgeweitet u.a.m.), kann es herausfordernd sein, hoffnungsvoll zu bleiben. Viele Menschen machen sich Sorgen – über politische Entwicklungen, Konflikte in der Welt oder die Zukunft allgemein. Doch gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, Wege zu finden, wie man trotz allem in Frieden leben kann.
Ein erster Schritt ist, den eigenen Blick auf das Kleine zu richten. Große Veränderungen und Konflikte in der Welt liegen oft außerhalb unseres Einflusses. Doch die kleinen Dinge, die uns umgeben, können Kraft geben: die Verbindung zu Freunden und Familie, ein Spaziergang am Wasser oder das Lesen eines inspirierenden Buches. Solche Dinge sind wertvoll und erinnern uns daran, dass es trotz aller Probleme schöne und friedliche Momente gibt.
Außerdem können wir uns überlegen, was wir selbst für die den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun können. Auch kleine Taten haben Wirkung: Ein freundliches Gespräch, ein ehrenamtliches Engagement oder das Teilen von Hoffnung und Freude mit anderen können das Leben heller machen. Oft fühlen wir uns hilflos gegenüber den großen Problemen, aber jeder positive Beitrag zählt und zeigt, dass wir die Welt doch ein kleines bisschen besser machen können.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, mit den eigenen Sorgen achtsam umzugehen. Es hilft, sich bewusst Pausen von den Nachrichten zu gönnen und achtsam auf die eigenen Gedanken und Gefühle zu achten. Meditation, Atemübungen oder Bewegung sind einfache Wege, um sich zu erden und den Kopf klarer zu bekommen.
Es gibt immer Dinge, die uns Hoffnung geben und uns unterstützen, mutig weiterzugehen – und oft liegt die Kraft dazu direkt in uns selbst und in unserem Umfeld. Gerade jetzt können wir lernen, uns auf das Positive zu konzentrieren und uns daran zu erinnern, dass auch in dunklen Zeiten immer etwas Gutes zu finden ist.
Ich habe einen modernen Psalm gefunden, der Lebensfreude und Gelassenheit vermittelt:
DU, Quelle, die still fließt,
verborgen und klar –
mein Herz wendet sich dir zu.
Denn das Leben ist ein Tanz aus Licht und Schatten,
ein Spiel von Freude und Fragen,
und jeder Schritt, den ich gehe, führt mich ein Stück tiefer hinein.
Manchmal singt mein Herz laut vor Freude,
wenn die Sonne warm auf meine Haut fällt,
wenn der Wind in den Bäumen rauscht
und alles sich leicht und hell anfühlt.
Dann spüre ich, wie lebendig ich bin,
als könnte nichts mich halten,
als könnte die Welt nichts als schön sein.
Doch manchmal liegen Fragen schwer auf mir,
wie Steine, die ich im Dunkeln mit mir trage.
Ich weiß nicht, wohin der Weg mich führt,
nicht, warum Leid kommt und Liebe geht.
Ich fühle die Brüche, die Wunden der Welt –
und auch die in mir.
In diesen Momenten, wo ich die Antworten nicht weiß,
lehre mich, den Fragen standzuhalten.
Dass ich still werde und lausche,
dass ich die Wege nicht erzwingen muss,
sondern gehen darf, Schritt für Schritt,
wie Wasser, das seinen Lauf findet,
ohne Hast, ohne Eile.
So will ich das Leben annehmen –
die Freude und die Schwere, die mir begegnet.
In allem ein Rhythmus, ein Atem,
der mich trägt und mich erinnert:
Ich bin Teil von allem, was lebt.
Möge ich staunen lernen an den kleinen Dingen,
möge ich lachen, wo das Leben leicht ist,
und lieben, wo das Herz schwer wird.
Denn alles gehört zusammen,
und alles trägt mich, wie die Erde mich trägt,
sanft und sicher, selbst durch die dunkelsten Nächte.
Ich vertraue dir, DU, die leise Kraft in allem.
DU bist die Wurzel und der Fluss, der mich führt,
die Stimme in mir, die flüstert:
"Hab Geduld, bleib offen,
das Leben ist gut."
Ihnen eine schöne und sammelnde Zeit im Advent!
Pastor Christoph Tischmeyer