St. Marien in Kahleby

St. Marien in Kahleby ist eine einsam gelegenen Kirche mitten zwischen den Dörfern Füsing und Schaalby. Sie gehörte einmal zum Kloster Guldenholm am Langsee. Später kam sie zum Schleswiger St. Johannis-Kloster. Seit dem vorigen Jahrhundert ist sie unabhängig. In den siebziger Jahren schloß sich die Gemeinde mit der Kirchengemeinde Moldenit zusammen.

Ursprünglich ist St. Marien eine romanische Kirche, die 1192 erstmals erwähnt wird. Schon im 13. Jh. wurde sie aber erheblich vergrößert und mit einem doppelten gotischen Kreuzrippengewölbe im Chor
Der Altarraum in Kahleby versehen. Ein erneuter Umbau erfolgte 1855, aus dieser Zeit stammt auch der Turm in seiner jetzigen
Gestalt, der neben einer gestifteten Glocke der neuesten Zeit auch eine alte Marienglocke aus dem 14. Jh. birgt.

Der Blick fällt zunächst auf ein großes Kreuz des beginnenden 16. Jh., das das Kreuz als Lebensbaum darstellt und an den Enden mit den Symbolen der Evangelisten versehen ist, die zeigen, wie das Evangelium sich in alle Himmelsrichtungen ausbreitet.

Auffällig ist in der Kirche die Bemalung vom Beginn unseres Jahrhunderts, die über mehrere Renovierungen hinweg bewahrt werden konnte. Sodann fällt die Kanzel von 1673 auf, an Hand derer man mit Hilfe der Stifternamen einen schönen Einblick in die Geschichte der Kirche gewinnen kann. So fiel der Pastor Rodbertus, einer der Stifter, beispielsweise den kriegerischen Auseinandersetzungen der Zeit zum Opfer.Die Beschriftung erfolgte in Plattdeutsch, bis ins 17. Jh. normale Kirchensprache.
Die Orgel in Kahleby

Ein besonderer Schatz der Kirche ist die vor zehn Jahren hervorragend restaurierte Johann-Daniel-Busch-Orgel von 1784, die in den Gottesdiensten und bei mehreren Konzerten im Jahr erklingt.

Besucher der Kirche sollten nicht versäumen, den Kirchenwald zu besuchen, der ganz in der Nähe liegt. Hier ist der Boden über und über mit Bärlauch bedeckt, der im Mai zur Blütezeit einen weißen Blütenteppich auf dem Waldboden bildet. Es ist eine der wenigen Stellen in Schleswig-Holstein, wo dieses Phänomen zu beobachten ist.

Die Johann-Daniel-Busch-Orgel in Kahleby

Zur Geschichte

Die Orgel in der St. Marienkirche zu Kahleby wurde 1784 von dem Itzehoer Orgelbauer Johann Daniel Busch erbaut, der zu seiner Zeit als einer der besten Meister seines Fachs in Norddeutschland galt. Er gehörte zu den Orgelbauern, die noch im ausgehenden 18. Jahrhundert der großen Orgelbau-Tradition des norddeutschen Barock verhaftet waren. Das überrascht nicht, denn Busch war Enkel-Schüler Arp Schnitgers, des bedeutendsten Orgelbauers der Barockzeit in Norddeutschland.

Johann-Daniel-Busch-OrgelLeider hat das Instrument im Laufe der Jahrhunderte einige Veränderungen erfahren müssen:
Schon 1856 und 1866 wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Marcussen aus Apenrade repariert und verändert.
Während des ersten Weltkrieges wurden die meisten Zinn- und Bleipfeifen ausgebaut und später zum Teil durch Zinkpfeifen ersetzt.
Nachdem Schmutz, Holzwürmer und - nicht zuletzt - die trockene Heizungsluft der Orgel sehr geschadet hatten, wurde 1963 die Orgelbaufirma Tolle aus Preetz beauftragt, das Instrument wieder instandzusetzen.

Wegen dieser einschneidenden Veränderungen klanglicher, spieltechnischer und ästhetischer Art ("Anpassungen" an den Zeitgeschmack) beschloß man anläßlich des 200. Geburtstages der Orgel, sie auf den Originalzustand zurückführen zu lassen. Diese Rekonstruktion ließ man von der Orgelbaufirma Paschen/Kiel durchführen. 1987 wurde die Orgel abgebaut und am 1. Oktober 1989 erstrahlte sie das erste Mal im alten Glanz.

Seit ihrer Restaurierung gehört die Busch-Orgel zu den wichtigsten Barockorgeln Schleswig-Holsteins.
(Text: Meike Voss)

Organistin und Chorleiterin ist Martina Riediger.

Disposition

Jahr der Erbauung: 1784

OBERMANUAL
Principal 8'
Octave 4'
Quinte 3'
Superoctave 2'
Mixtur 4-fach

UNTERMANUAL
Gedackt 8'
Flöte 4'
Waldflöte 2'
Sesquialtera 2-fach
Trompete 8'

PEDAL
Subbaß 16'
Octave 4'
Posaune 16'
Principal 8'

Manualumfang: C, D, . . ., c'''
Pedalumfang: C, D, . . ., d'
Tremulant (für das ganze Werk)
Manualkoppel (Schiebekoppel OM an UM)
Pedalkoppel (UM an Ped; bei betätigter Manualkoppel auch OM an Ped)
Sesquialtera nicht repetierend
Sperrventile
Doppellade
drei Keilbälge

Zu hören ist die Orgel auf der CD "Orgellandschaft", die 1998 auf den wertvollsten historischen Denkmalsorgeln der Region Sonderjylland/Schleswig aufgenommen wurde. Es spielt Prof. Wolfgang Baumgratz, Bremen. Die CD ist im Handel zum Preis von Euro 18,- erhältlich.