Kirche Nübel

Als Bischof Waldemar von Schleswig 1191/92 das Zisterzienserkloster Guldholm am Langsee gründete, übertrug er den Mönchen den Zehnten aus dem Kirchspiel Nübel. Es ist anzunehmen, dass die kleine Kirche damals bereits bestand oder zumindest im Bau war. Das Patronat und damit wohl auch die Bauherrschaft lag beim Schleswiger Domkapitel. Etwa ab 1180 begann man, die Querschiffflügel des Domes mit Backsteinen zu bauen. Forschungen des Landesamtes für Denkmalpflege haben ergeben, dass entgegen dem ersten Anschein nicht das urtümlich mit dicken Feldsteinmauern erbaute schiefwinklige Schiff, sondern der mit wesentlich dünneren Backsteinwänden errichtete Kastenchor der ältere Teil der romanischen Kirche ist. Es kann daher ein Bautrupp vom Schleswiger Dom den Chor und die Ostwand des Schiffes mit dem engen runden Chorbogen und den ihn flankierenden Nebenaltarnischen in der neuen Technik als wohl ältesten Backsteinbau Angelns errichtet haben.

Der anschließende Weiterbau wohl durch örtliche Bauleute erfolgte dann in der gewohnten Feldsteinbauweise. Romanische kleine Rundbogenfenster zeigen heute nur noch die Nord- und (hinter den großen Ehrentafeln für die Toten des 1.Weltkrieges), die Ostwand des Chores sowie die Nordseite des Schiffes. Die großen, von vielfach gestuften Backsteinleibungen eingefassten Segmentbogenfenster sowie das spitzbogige Südportal mit dem großen spätgotischen Vorhaus entstanden wohl im 15. Jh.

Noch etwas später, etwa um 1500 ersetzte man die flachen Balkendecken durch die heute den Innenraum prägenden, tief ansetzenden Kreuzrippengewölbe und baute in die Nordwestecke eine Wendeltreppe ein. Schäden am Mauerwerk führten zum Anbau von zwei kräftigen Stützpfeilern und 1734 zur Granitverblendung der Westwand.

Von der mittelalterlichen Ausstattung ist in der Kirche nichts erhalten. (In Schleswig im Landesmuseum spätgotische Holzplastiken einer St. Jürgengruppe und eines Hl. Dionysius, im Städtischen Museum die Kuppa der romanischen Steintaufe). Das vom Berliner Maler Lange geschaffene Bild des auferstehenden Christus hinter dem gemauerten Altar ist der Rest eines 1874 von der preußischen Regierung geschenkten neugotischen Altaraufsatzes.

An der Brüstung der spätbarocken Kanzel von 1786 stehen Apostelfiguren in wallenden Gewändern. Das Kruzifix im Chorbogen und der prächtige Kronleuchter sind handwerkliche Arbeiten neuerer Zeit.

Den eisernen Taufständer und das Lesepult schuf Schmiedemeister Seemann, Berend, nach Entwürfen des Verfassers. Vor dem Altar liegt der Grabstein des 1673 verstorbenen Gerdt von der Lieth, Verwalter des Schleswiger Domkapitels und seiner Frau. An der Nordwand des Schiffes erinnert die originelle, nach 1864 von Peter Clausen, Heineberg, geschnitzte Gedenktafel an die Opfer der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848-50. Auf der 1787 eingebauten Westempore erklingt seit 1873 die romantische Orgel der Werkstatt Marcussen, Apenrade, hinter einem neugotischen Prospekt.

Der freistehende hölzerne Glockenturm erhielt seine heutige Form mit dem in Angeln ungewöhnlichen Satteldachabschluß 1765 unter Benutzung des tragenden Gerüstes einesVorgängers des 16. Jh.

Nach einer umfangreichen Sanierung ist die Marienkirche im September 2023 mit einem feierlichen Gottesdienst wieder eröffnet worden. Darüber freut sich die Gemeinde sehr.