Kirche zu Fahrenstedt in Böklund

 

Kurzer geschichtlicher Abriss zur Kirche

Kirche aus dem 1. Drittel des 13. Jahrhunderts; Erweiterungen in den Jahren 1623 (Westerweiterung) und 1787 ( Osterweiterung mit Einbau von Orgel und Orgelempore); Sanierungen in den Jahren 1843 / 1847 und 1863 / 1864 (Gipsdecke eingezogen) , sowie 1965 (u.a.Freilegung der Decke, Entfernung von Nordempore und Baronstuhl, Altarerneuerung) )und 2009/2010 (letzte Sanierung, März 2010 abgeschlossen: Portalerweiterung und Neuaufbau der Giebelwand im Westen, Dach- und Mauersanierung zur Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden, alte Portale in der Süd- und Nordwand freigelegt, außerdem Fensternische in der Südwand).

Kirche im Gebiet der mittelalterlichen Siedlungskammer Farnstedtmarck (1312) errichtet. Hier haben sich im 13. Jh. zwei Siedlungsschwerpunkte gebildet, Norteforstath und Sunderforstath, heute Norder- und Süderfahrenstedt; außerdem Einzelhöfe. Ortsnamen auf –stedt gehen auf die Völkerwanderungszeit zurück (4.-6.Jh.), Fahrenstedt gedeutet als „Siedlung an einer Übergangs- und Überfahrtstelle“ an der Wellspangau, die aus dem Langsee herausfließt (Richtung Schlei). Angenommen wird ein historischer Weg von Schleswig (Bischofssitz, älteste Kirchengründung um 1134) zur Hardeskirche Struxdorf (älteste Kirchengründung in der Struxdorfharde), der nördlich des Langsees durch Farnstedtmarck verläuft. Auf Wellspang (Übergang an der Au) verweist in der Altarrückwand (1607) das im Wappenbild dargestellte Wasserrad, auf die Struxdorfharde der Eichelzweig.

Eines der ältesten Bauteile der Böklunder Kirche ist das romanische Tympanon (Giebelfeld über Türsturz) , heute im Fundament der Südwand verbaut: es zeigt das Bild eines Drachen (Symbol für böse Mächte und Unheil), darunter vier Rundbögen, unter dem 1. einen kleinen Vogel (im Schutz der Kirche), die Darstellungen unter den weiteren Rundbögen sind nicht mehr zu erkennen.

Zum Kirchspiel Böklund gehört seit der Reformationszeit das untergegangene Kirchspiel Stolk, aus der abgetragenen Stolker Kirche stammen vermutlich der hölzerne Dachstuhl (ausgehendes 15. Jh.), die Steinquader und Feldsteine der westl. Giebelwand und das Tympanon. Die Einrichtung der Kirche geht auf die Familie des Gutes Fahrenstedt zurück (Kanzel 1604: Clement Clementz, Taufe 1615: Detlef Clement und Frau Margarete), Altar 1607. Altar: mit Altarbild von E. Ceder (1763), Schriftzitat Offb. 1,18. 2 Leuchterpaare (17. Jh.) mit Stifternamen Peter Detlefsen, Jacob Molcan und Hans Martensen. Am Altar (wie an der Kanzel) Löwenkopfmasken, Fratzen und Adlerköpfe, Wappenschilde der Gutsfamilie auf Fahrenstedthof (Zahnrad und Eichelzweig), hölzerne „Marmorsäulen“, Fruchtbündel, Putten auf dem obersten Altaraufsatz. Taufe mit 4 Tragefiguren (Evangelisten) am Taufständer (hölzerner Pokal), Taufdeckel mit Bibelzitat Gal.3,27. Taufschale 1766 mit Marienverkündigung, Lämmern und Lilien. Kanzel mit Reliefbildern zur Geburt Jesu, zur Taufe, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi, dazwischen Tugendfiguren (sobrietas / Besonnenheit; prudentia / Klugheit; spes / Hoffnung; justitia / Gerechtigkeit; caritas / Liebe; fides / Glaube; fortitudo / Mut).

Über der Kanzel Schalldeckel mit Figuren (Fackelträger) und Schriftzitat Joh.11,25. Triumpfkreuz einziges Stück aus der vorreformator., katholischen Zeit der Kirche (Ende 15. Jh.), Assistenzfiguren Maria und Johannes aus Pappmaché (D. Bieber, 2002). Aus der neueren Zeit auch die Bildtafeln mit Textkollagen (Schriften aus der Aufklärung) an der Orgelemporenbrüstung vorn (I. Höpel, 2002). Messingkronleuchter an der Decke (1999 und 2000). Deckenbemalung nach hist. Rollwerkmuster der Spätrenaissence, das auf einigen Deckenbalken der Kirche gefunden wurde. Fenster und Portal: 1772 südliche Fenster (Segmentbogenf.), 1863 nördliche Fenster (Spitzbogen) mit Westportal (heute Hauptzugang, 2009 / 2010 erweitert). Ältere Nord- und Südportale sowie Fensternische in der Nordwand vermauert. Seitentür mit Engelskopf. Freistehender Glockenturm von 1595 (Ständerbauweise, Holzschindeln) mit Glocken von 1921 (Apolda, Thüringen), Handbetrieb bis 1986. Altar -Orgel von Paschen (60-er Jahre; Ersatz einer Orgel der dänischen Fa. Marcussen 1866).