Schätze in St. Laurentius Munkbrarup – die neue Orgel ab 2020

Unsere alte Kemperorgel hatte ihre großen Qualitäten. Den barocken Orgelprospekt schuf Johann Daniel Busch in Itzehoe 1740, das Werk wurde im 19. Jh. von Marcussen und Hansen gebaut. 1937 wurde die Marcussenorgel von Tellingstedt nach Munkbrarup verkauft und hinter dem Buschprospekt aufgestellt, wo sie bis heute ein gutes Klangbild erzeugte.  1973 erfolgte der Umbau der Orgel zu ihrer aktuellen Gestalt durch die Firma Kemper.

Doch 2018 musste gehandelt werden. Der Orgelsachverständige der Ev. – Luth. Kirche in Norddeutschland KMD Michael Mages beschrieb die Orgel als zeittypisches Beispiel der neobarocken Aesthetik. Die Klangausrichtung wurde als problematisch und ungenügend empfunden – auch aufgrund der verwendeten (Kunststoff) Materialien und der schwergängigen Spielweise.  Die Orgel präsentierte sich am Ende mit einer unausgewogenen Disposition, einem verbrauchten Spieltisch, einer verbauten Registeranlage und einer extrem schwergängigen Spieltraktur. Dass die Orgel für die gemeindlichen Aufgaben noch bespielbar war, lag auch an dem alten Pfeifenwerk von Marcussen und an der akustisch günstigen ebenerdigen Aufstellung – und natürlich an der Bereitschaft der Organistinnen. Da die Orgel zusehends Schimmelbefall zeigte, entschloss sich der Kirchengemeinderat 2018 zur gründlichen Sanierung und im Prinzip einer neuen Orgel.

Wohin die Reise gehen sollte, das formulierte KMD Mages in der Ausschreibung. Erforderlich wurden der  Neubau des Spieltisches in Anlehnung an die bei Marcussen übliche technisch einfache und sinnvolle Anlage, der Neubau der Spiel- und Registertraktur, des Untergehäuses und der Seitenwände der Orgel.

Die Disposition der Orgel sollte wieder mehr Bezug auf die bei Marcussen übliche Dispositions- und Intonationspraxis nehmen. Dabei wird eine musikalisch sinnvolle, und heutigen Anforderungen der kirchenmusikalischen Praxis Rechnung tragende Modifikation des gewachsenen Zustands angestrebt.

Den Zuschlag erhielt im Sommer 2019 die Firma Paschen Orgelbau mit folgender Bewerbung: „Wir bieten Ihnen an, eine Orgel unter Verwendung des alten Gehäuses, der alten Windladen eines großen Teils der alten Pfeifen und der Windanlage, mit 14 Registern, zwei Manualen und Pedal zu bauen, aufzustellen, zu intonieren und zu stimmen.“ Die Bewerbung war von Sachkenntnis, Musikalität und Einfühlungsvermögen geprägt.

Die neue Orgel wurde ab Mitte April 2020 neu aufgebaut. Zuvor wurde mehrfach die Werkstatt in Kiel besucht und wurde vor allem die Farbgebung besprochen – stets unter Einbindung des Denkmalschutzes.

Der Kircheninnenraum wurde zunächst zur Lagerstätte für Orgelteile. 

Fa. Paschen hat den Spieltisch erneuert – in Anlehnung an die originale Bauweise von Marcussen. Ziel der neuen Traktur in Holzbauweise sollte ein klar definierter, genauer Druckpunkt bei etwas reduziertem Tastendruck sein.

Die neue Registeranlage wurde mit geraden Tableaus versehen, so wie bei Marcussen üblich. Dadurch kann ein besserer Zugang zu den Orgelteilen und eine einfachere Führung der Windversorgung erreicht werden. 

Auf den ersten Blick erkennt man, dass das Gehäuse der Orgel erneuert und im Stil der historischen Fassade neu gebaut wurde. Der KGR entschied sich für einen zweiteiligen Gehäuseentwurf und die gerade heruntergezogene Vorderfront. Von Busch ist lediglich der Oberteil des Gehäuses plus die historischen Prospektpfeifen. Klanglich überwiegt jedoch der Marcussenanteil bei Weitem (Pfeifenwerk und Windladen).

Entschieden wurde auch die Folierung der originalen Busch-Pfeifen, weil die alten Pfeifen optisch nicht mehr zu der neuen Orgel paßten und die Musikalität gewahrt blieb.  Im Nachhinein sieht die Orgel mit folierten Pfeifen wie neu aus – abgesehen von den vielen Dellen und Nähten, die – durchaus gewollt - auf das Alter der Pfeifen hinweisen.

Die Neugestaltung der Disposition hat sich an dem erhaltenen Pfeifenwerk von Marcussen orientiert (Expressionen) und diesem wieder seinen ursprünglichen Klangcharakter zurückgegeben. Mit der moderaten Änderung der Disposition wurde aber auch die heutigen Musizierpraxis berücksichtigt. Klanglich hat die Orgel mehr Breite gewonnen und sie hat u.a.  eine Solostimme erhalten.

Die Klanggestaltung ist der wichtigsten Punkte beim Bau einer Orgel.

Paschen konnte auf über 7 Register der Firma Marcussen zurückgreifen. Die vorhandenen Register wurden überarbeitet und wieder ihrer ursprünglichen Intonation angenähert .

Die neue Orgel ist ein Instrument romantischer Prägung mit deutlichem Bezug auf Marcussen. In der Disposition oder auch im technischen Bereich sind aber Modifikationen vorgenommen worden um die Orgel fit für die Gegenwart zu machen.

Bei der Farbgebung haben wir uns auf Restaurator Marek Filipiak geeinigt, der uns im Ergebnis eine helle, lichte, neue Orgel präsentierte. Das Gehäuse gestaltete die Firma Paschen Orgelbau

Eine Hauptaufgabe der Orgel wird es sein, den Gemeindegesang angemessen zu stützen und zu begleiten. 

Doch auch abwechslungsreiche kleinere Konzerte und anspruchsvolle Begleitungen werden mit der Disposition möglich sein sowie die Interpretation barocker wie auch neuerer Musik.

Für eine lebendige Gestaltung der Gottesdienste und kleinere Konzerte sind damit die besten Voraussetzungen geschaffen.

Text und Fotos Dr. Klaus Matthiesen