Schätze in St. Laurentius – die vier Glocken im Turm

Jeden Sonntag, zu Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten, zu bestimmten Uhrzeiten und Ereignissen rufen und informieren uns die vier wohlklingenden Glocken der St. Laurentius Kirche in Munkbrarup. Sie tun das nun schon fast 800 Jahre und geben den Menschen Trost und Gelegenheit zum Gebet und Dank an ihren Gott. Der Glockensachverständige der Nordelbischen Kirche bescheinigt St. Laurentius ein besonders wertvolles Geläut mit einem besonders reizvollen Klang. Wir können das Glockengeläut jeden Tag hören und uns davon überzeugen.


LDSH PK II 1960 Munkbrarup, Kirche, Glocke, 1876 von den Gebrüdern Ulrich, Aufn. 1942

Der erste bekannte Sakralbau, der am Giebel mit Glocken behängt wurde, war ein Jupitertempel in Rom.   Der Begriff Glocke wurde aus dem altirischen clocc ‚Schelle, Glocke‘ entlehnt.  Im Christentum zeigt das Glockengeläut die Zeit zum Gebet an.

Ehemals befanden sich im Kirchturm drei Bronzeglocken, von denen heute noch zwei vorhanden sind.  Eine Glocke wurde 1681 von Herzog Christian von Glücksburg mit der Inschrift „ „Gott gebe Glück / Johanß Herzog tho Schleswig-Holsten / Anno 1582 goot mi Michel Diebler“  gestiftet. Sie wurde aber leider zweimal zur Metallverwertung in den letzten beiden Kriegen  abgegeben und im 2. Weltkrieg wohl umgegossen. Denn nach dem ersten Krieg wurde sie in Hamburg wiedergefunden, nach dem zweiten Weltkrieg blieb sie endgültig verschwunden.

Die gesamte Läuteanlage befindet sich auf zwei Ebenen in der Glockenstube im Turmbau. Die meist aus Bronze, ganz früher auch aus Eisen  gegossenen Glocken haben die Form eines Rotationskörpers, d.h. sie besitzen Rotationssymmetrie um ihre Mittelachse. Aufgeteilt sind die vier Glocken auf zwei Etagen, angetrieben von Elektromotoren, gesteuert von einer Automatik.

Eine kleine bronzene Zuckerhutglocke ohne Aufschrift, Kenner schätzen ihre Entstehung auf das 13. Jahrhundert, ist nicht ursprünglich für die Kirche gegossen worden. Sie hat ihren Weg über das Gut Nübel zu uns gefunden. In Munkbrarup war sie gut aufgehoben und zählt heute zu den seltensten Glocken im Kirchenkreis. Ihre mittelalterliche Form ist auf dem Bild deutlich zu erkennen (unten rechts in der oberen Etage). Nach alter Tradition ist die kleinste Glocke die Totenglocke, in Munkbrarup wird sie geschont und läutet nur zur Taufe zusammen mit Glocke 3. Die Beseler-Glocke 1 übernimmt die Meldung einer/s Verstorbenen um 11.00 Uhr für 5 Minuten.

Die große fis - Glocke kam aus dem Rudekloster 1582 zu uns und wurde nach Sprüngen zuletzt 1830 in Rendsburg umgegossen. Ihre lange Aufschrift in Latein ist zu erkennen – und sei an dieser Stelle auch verraten, weil diese leider im Turm verdeckt eingebaut wurde: „A.D. 1830 / Rege Frederico VI / Gen. Sup. Jacobo Georgio Christiano Adler / Praeposito Georgio Jacobsen / Pastore Johanne Henrico Hansen / Juratis Eccl: Asmo et Petro Asmussen / Haec Campana in Usum Ecclesiae Restaurata est. – J.F. Beseler Rensburgensis. Psalm 8 V. 5 – Voce Mea Ad Deum Clamo.“. 

1965 wurde das Geläut durch zwei bronzene Bachert-Glocken (Heilbronn) ergänzt, die größere ist mit 561 kg die schwerste Orgel im Turm. Sie sollten die große Tonlücke zwischen den beiden vorhandenen Glocken ausfüllen. Viele Munkbraruper können sich noch an den Einbau der Glocken kurz vor Weihnachten 1965 als Augenzeugen. Es wurden alle 4 Glocken eingebaut, weil alle in der Gießerei zuvor aufeinander abgestimmt wurden. Die Tonanpassung wird durch Ausschleifen der Glocke erreicht.

Die neuen Glocken tragen die Inschriften : “ O Land, Land höre des Herrn Wort“, zusätzlich verziert mit einem Kreuz mit Weinlaub und Weintraube, und „Lasset euch versöhnen mit Gott“ , zusätzlich verziert mit einem Christusmonogramm.


LDSH PK II 1961 Munkbrarup, Kirche, Glocke, 1830 von J.F. Beseler (Rendsburg; Umguss einer Glocke von 1681), Bronze, h 98, Aufn. 1942


So haben wir heute folgenden Bestand:

Glocke 1 Dm 1090 mm  536 kg  Beseler   1830  f`-4  60 Anschl./min

Glocke 2 Dm 1013 mm  561 kg  Bachert  1965  g´-5  64 Anschl./min

Glocke 3 Dm 850 mm    330 kg  Bachert  1965  b´-4  65 Anschl./min

Glocke 4 Dm 530 mm    104 kg  ???  13.Jhdt as´´-8    68 Anschl./min

Das Turmgewölbe hat somit gut 1,5 Tonnen Gewicht zu tragen, das zudem unruhig schwingt. Während der Renovierungsarbeiten zu Beginn des Jahrzehnts wurde daher die Läuteanlage wegen der maroden Dachbalken für die drei schwersten Glocken stillgelegt. Ausserdem wurden wieder 2 alte Holzklöppel eingebaut, die im Turm lagerten.

Über der Orgel sieht man nach wie vor das Loch im Gewölbe, durch das früher der Glockenstrang geführt wurde. Über zwei Rollen reichte das Seil an den Klöppel der großen Glocke. Zu bestimmten Zeiten wurde mehrmals am Tage siebenmal langsam und dreimal schnell gezogen.  Längst ist jedoch ein elektrisches motorisches Läutewerk eingebaut, gesteuert über eine automatische Uhr am Kircheneingang.  

Die Läuteordnung bestimmt, wann welche Glocke wie lange und zu welchem Zeitpunkt läuten darf. Darin drücken sich einige Ziele von Kirchenglocken aus, die Gemeinde zum Gottesdienst aufzurufen, zum Geleit der Verstorbenen oder zum persönlichen Gebet. Die vier Glocken klingen warm aber doch unterschiedlich zusammen. Beim Abhören fällt auf, dass die Glocken 1 und 3 am besten in verschiedenen Kombinationen zusammen klingen. Die sehr alte Glocke 4 kann sich im Plenum nicht durchsetzen.

Es wurde deshalb differenziert:  Zu Gottesdiensten läuten Glocken 1 – 3, ebenfalls zu Beginn einer Trauerfeier. Zur Taufe läuten Glocken 3 und 4, zur Trauung Glocken 3 und 2. Zum Grab geleitet uns die Bachert-Glocke 2.

Nur Samstags um 17.00 Uhr können wir alle vier Glocken für 5 Minuten zusammen hören. Und sie beläuten täglich die Uhrzeiten 8.00,  12.00  und  17.00  Uhr.