Sonderbriefmarke (Quelle: Deutsche Post AG)

Dem Kind und seinem Segen auf der Spur - Gedanken zu Epiphanias und Jes. 60,1-6

09.01.2021

Predigt von Pastor Detlef Tauscher, Kirchengemeinde Böklund und Uelsby

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!

2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

3 Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.

4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden.

5 Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt.

6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.

 

… in diesem Jahr feiert das Kindermissionswerk, aus dem später das katholische Hilfswerk „Die Sternsinger“ hervorgehen sollte, seinen 175. Geburtstag. Und ausgerechnet im Jubiläumsjahr kann das Brauchtum nicht so wie bisher fortgeführt werden; an vielen Orten bleibt wegen der Corona-Krise nur, der Empfehlung der Sternsinger folgend, die Möglichkeit eines kontaktlosen Sternsingens: so wird der Segen wie an vielen anderen Orten beim Böklunder Sternsingen dieses Jahr per Post verschickt, vielleicht mit der durch die Post zum Jubiläum erschienenen Extra-Briefmarke… In diesem Jahr müssen die Empfänger selbst  das Kreidezeichen ohne Mitwirkung der Kinder an ihrer Tür anbringen: Christus segne das Haus.

Durch einen Brief ( Brief hier herunterladen... ) der verschickt wird, wird in diesem Jahr kontaktlos um eine Spende für das Kind, für die notleidenden Kinder in der Welt per Banküberweisung oder im online-banking gebeten…

Mehr als 1.600 Projekte für Not leidende Kinder weltweit werden jährlich vom Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ unterstützt. Einnahmen in Höhe von insgesamt rund 79 Millionen Euro standen dem Hilfswerk der Sternsinger 2019 für seine Arbeit zur Verfügung. Gefördert wurden Projekte in 108 Ländern. Neben der Förderung der Kinder-Hilfsprojekte zählen der Einsatz für die Rechte von Kindern weltweit sowie die Bildungsarbeit zu den Aufgaben.

Was für eine Überraschung in der Villa Auwiese in Böklund! Hier wollte  ich zusammen mit Johann Simon aus Böklund als Durchführer des Böklunder Sternsingens einige Unterlagen, Informationen und Gaben im Zusammenhang mit dem  Sternsingen  an die Kinder, die in die  Villa gerade erst  eingezogen sind, übergeben, darunter  zum Selbermachen ein Gabenkästchen sowie eine schöngestaltete Bastel-Krippe mit einer Weihnachtserzählung  aus der orthodoxen Kirche in der Ukraine, wo erst in diesen Tagen, um den 06.01. herum, Weihnachten gefeiert wurde.


Krippe aus der Ukraine

Die  Private Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung Villa Auwiese Jugendhilfe Böklund“ hat gerade erst, im zurückliegenden Jahr, den Betrieb mit einigen  Kindern aufgenommen; im letzten Jahr 2020 waren wir noch mit den Sternsingern unterwegs gewesen, um den letzten Bewohnern der Villa, zwei älteren Damen, die inzwischen ausgezogen sind,  den Segen der Sternsinger zu überbringen, hatten sie aber nicht angetroffen.

Und nun gab es für mich im Neuen Jahr 2021 gleich einen einen freundlichen und herzlichen Empfang an der Tür durch die neueingezogenen Bewohnern des Hauses- zu Weihnachten hatte ich noch das Friedenslicht aus Bethlehem vorbeigebracht, und bei meinem zweiten Besuch sollten die Kinder jetzt den Segen der Sternsinger mit dem Klebestreifen für das Neue Jahr erhalten, mit meiner Bitte, im Gegenzug ein Bildchen zum Sternsingen 2021 für den geplanten Brief an die Sternsinger-Familien, die uns seit vielen Jahren an ihren Türen erwarten, zu malen…

Wir entdeckten zu aller Freude und Überraschung  das Segenszeichen aus dem Jahr 2019, das vom früheren Sternsingen noch am Türrahmen klebte – so waren die Sternsinger also längst da, besser gesagt: der Segen des Kindes, im Zeichen über dem Ein- und Ausgang des Hauses, hatte  alle schon seit längerem unbemerkt erreicht und berührt , in dieser Zeit, in der uns das Abstandhalten gepredigt wird…- Die Kinder im Haus und ihre Betreuer waren nach ihrem Einzug ins Haus darauf noch gar nicht aufmerksam geworden, so wenig wie ich selbst damit gerechnet hatte, eine  Spur des vor 2 Jahren ausgeübten Sternsingens noch so   zu entdecken!

Die Sternsingeraktion stellt in diesem Jahr mit der Ukraine ein Land in den Mittelpunkt, in dem sehr viele Kinder zeitweise auf ihren Vater oder ihre Mutter – oder manchmal sogar auf beide Eltern – verzichten müssen.

Das Land im Osten Europas leidet  seit sechs Jahren unter dem  Krieg mit dem Nachbarland Russland. Viele Menschen mussten aus ihren Heimatorten fliehen und einige sind bei den Kämpfen gestorben.

Darüber hinaus gibt es im ganzen Land nicht genügend Arbeit – und die Arbeit ist oft nicht gut bezahlt. Deshalb gehen einige Ukrainer zum Arbeiten ins Ausland, zum Beispiel nach Belgien, Deutschland, Polen, Italien oder Spanien.

Viele Familien stehen damit vor schwierigen Entscheidungen: Einerseits ist es für die Familie gut, wenn die Eltern genügend Geld verdienen. Dann müssen sie nicht an allem sparen und können sich Essen und Kleidung und eine Wohnung leisten, die groß genug ist.

Andererseits bedeutet die Entscheidung, dass viele Kinder ihren Vater oder ihre Mutter lange Zeit nicht sehen, vielleicht sogar beide Eltern. Für die betroffenen  Kinder eine Situation, die durch die  wochen- und monatelanger Trennung von den Eltern belastend und leidvoll ist,  und umgekehrt auch für die Eltern nicht einfach ist, wenn sie ihre Kinder nicht sehen können und eine Betreuung organisieren müssen.

Mit den Sternsinger-Spenden werden unter anderem Projekte unterstützt, in denen diese Kinder Hilfe bekommen.

So wie Maxim, der  seine Eltern manchmal ein ganzes Jahr nicht zu sehen bekommt. Seine Mutter arbeitet in Polen, sein Vater in Russland. Beide können nur sehr selten zu Besuch kommen. Die Reise ist teuer. „Maxim vermisst seine Eltern sehr“, sagt seine Oma Anna, die sich um den Enkel kümmert.

Bis zum Sommer hat Maxim seine Eltern ein Jahr nicht gesehen. Im Juni war dann seine Mutter zu Besuch, musste aber nach wenigen Tagen schon wieder zurück zu ihrer Arbeitsstelle in Polen.

Trost findet der Elfjährige im Caritas-Zentrum. „Hier habe ich viel Spaß“, erzählt er. Im Zentrum trifft er nach der Schule seine Freunde, macht Hausaufgaben, spielt, bastelt, lacht und scherzt. Und er geht seinen Hobbys nach: Malen, Fußball, Origami und Schach. „Beim Schach gewinne ich meistens“, sagt Maxim, und lächelt.

Von Arbeitsmigration betroffenen Kindern zur Seite zu stehen, sie zu stärken und zu schützen, ist ein Schwerpunkt des Sternsinger-Projektpartners Caritas Ukraine. In elf Tageszentren im ganzen Land bietet die Caritas den Kindern Gemeinschaft, psychologische Betreuung und Seelsorge, Hausaufgabenhilfe, Kunst- und Handwerkskurse, Ausflüge und Sommercamps.

Mit den  Weisen, die das Epiphaniasfest auch in diesem Jahr in unseren Blick stellt, kommen die Worte aus Jesaja 60 zur Erfüllung: Völker ziehen zu deinem Lichte und Könige zum Glanz, der über dir aufgeht…

Die Weisen folgen dem Glanz des Sterns, der ihnen den Weg zu einem Kind zeigt, durch das Gott heilend und segnend in unsere Welt kommt: was für eine wichtige Botschaft, die durch das kontaktlose Sternsingen  auch in diesem Jahr jetzt wieder unterwegs ist:

Gott zeigt uns den Weg zu den Kleinen und den Schwachen, zu den Benachteiligten und Leidenden. Er zeigt uns den Weg zu Kindern, die Liebe, Zuwendung und Hilfe brauchen.

Als die Jünger einmal von Jesus wissen wollten, wer im Himmelreich der Größte und Beste sei, da stellt er ein Kind in die Mitte und sagt: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen… Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“ Mt. 18,1-3.

Jesus erinnert uns alle – und vor allem uns  Erwachsene – daran, dass auch wir manchmal klein und schwach sind. Wir erfahren das wohl alle jetzt sehr deutlich durch die Corona-Krise. Wie verletztlich unser Leben ist, wie sehr wir selbst angewiesen sind auf die Nähe, Freundlichkeit und Zuwendung, Hilfe und Güte anderer Menschen…  Keiner ist immer nur groß und stark.

Und keiner muss das zum Ziel seines Lebens erheben, überlegen zu sein, in der ersten Reihe zu stehen und Größe (zurück-) zu erlangen-  wie dies gerade die  Anhänger des abgewählten amerikanischen  Präsidenten beim Sturm auf das Kapitol in Washington auf ihre Fahnen geschrieben und mit ihrem  monströsen Aufruhr demonstriert haben…

Das ist das Geheimnis des Sterns von Betlehem: Er zeigt in unserer Welt, in der die Mächtigen und Starken so oft sich selbst und ihre Größe feiern, den Weg zu den Kleinen, den Starken den Weg zu den Schwachen.

Und er gibt den Schwachen, den Traurigen, den Einsamen, Hoffnung und Mut: Da lassen sich Menschen wie die Weisen von Gott rufen,   dem Stern zu folgen- und gewiss ist auch einer für mich unterwegs, der den  Weg zu mir und meinem Herzen findet, wie zu Maxim im  Städtchen Kolomyja, im Westen der Ukraine, wo er  mit seinen Halbgeschwistern Tetjana, Denis und dem Cousin Kostja bei seiner Oma wohnt.…

Wir alle können sicher sein: Ja, einer ist ganz gewiss an unserer Seite, ob wir stark oder schwach, groß oder klein sind. Gott ist bei uns, er schenkt uns Trost und Halt, gibt uns Kraft und Stärke. Und er lässt seinen Stern, seinen hellen Glanz  über uns leuchten,  als Zeichen seiner heilenden und segnenden Gegenwart für alle Menschen.

Amen.

Brief zum kontaktlosen Sternsingen
Gebet
Lied Drei Weisen
Lied Geh unter der Gnade