Inna Martynenko, Lesia Kaniuk und Nadia Tsimbalenko mit den Kindern Sachari, Pavel und Lea (v.li.) , Foto: Hans-Werner Staritz

Eröffnung der Interaktiven Ausstellung zu Flucht und Migration in Uelsby

11.06.2022

Unter dem Motto "Will leben – Willkommen" lud die Gemeinde Angeln-Süd gemeinsam mit dem Regionalzentrum Kappeln am 28.05.2022 zur Eröffnung der Interaktiven Ausstellung zu Flucht und Migration nach Uelsby ein.

In der Ausstellung von "Brot für die Welt" werden an neun Stationen Ursachen und Gründe dargestellt, die dazu führen, dass Menschen freiwillig oder unfreiwillig ihr Land verlassen.

Es kamen Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, der Ukraine und aus Angeln. Zu Beginn berichteten einige von ihren Fluchterlebnissen und dem Ankommen hier.

Sara Kanaa ist aus Syrien 25 Tage unterwegs gewesen und über Libanon, Türkei, Moldawien und Ungarn nach Deutschland gekommen. Hier hat sie eine fremde Sprache mit vielen Dialekten vorgefunden und sah sich mit neuen Bräuchen und Traditionen konfrontiert; doch „Ihr wart offenherzig und habt mir geholfen“.

Milad Sadad hat als Muttersprache persisch und ist seit zwei Wochen zusammen mit Susanna Frisch auf der Arbeitsstelle „Flucht, Migration und Zusammenleben.  Auch zwei aktuelle Flüchtlinge kamen zu Wort: Tief berührte die Schilderung von Nadia Tsimbalenko aus Kiew, deren Leben urplötzlich durch Bombenangriffe aus den Fugen gerissen wurde. Mit ihrem Enkelkind ist sie zu uns gekommen und dann auch noch schwer erkrankt und inzwischen schon operiert. „Alle Leute hier sind nett und freundlich; ich bin sehr dankbar“, sagte sie fast unter Tränen.

Seit Kriegsbeginn ist auch Lesia Kaniuk aus Lwiw (Lemberg) bei uns und wohnt inzwischen in Böklund. Die vierfache Großmutter war anfangs überrascht „von den vielen guten Seiten der Deutschen“ und stellte den Bezug zum kirchlichen Veranstalter her: „Gott stellt uns vor eine Herausforderung, aus der vielleicht etwas Gutes wächst.“

Als Übersetzerin half Inna Martynenko aus Husby, die in der Ukraine Deutschlehrerin ist und zurzeit an einer Schule in Satrup arbeitet.

Den Flüchtlingsbezug zur Geschichte des eigenen Volkes stellte Adelheid von Holdt her: Sie las aus den Aufzeichnungen ihrer Mutter über die Flucht aus Pommern im März 1945. All diese Berichte und die abschließende Lesung des Böklunder Autors Hartmut Hein machten die Gäste zu betroffenen Zuhörern und stärkten die Überzeugung: „Liebe deinen Nächsten, egal woher dein Nächster kommt!“

So sah das auch Susanna Frisch. Sie dankte den Erzählern für den Einblick in ihre Lebensgeschichten und klärte über Kirchenasyl auf: Dieses greift, wenn Behörden humanitäre Härte übersehen und hat derzeit deutschlandweit 594 Menschen in seinem Schutz.

Pastor Detlef Tauscher von der gastgebenden Kirchengemeinde Angeln-Süd sah im Wort „Willkommen“ den Beginn menschlicher Kultur. Es gehöre zum Alphabet der Menschlichkeit und des Friedens und bedeute: „Schön, dass es dich mit deinem Leben gibt! Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.“

Pastorin Susanne Thiesen, im Kirchenkreis zuständig für ökumenische Arbeit, lobte den Veranstaltungsort: Uelsby sei auch dank seines Vereins „miteinander“ zur Flüchtlingshilfe ein Ort mit Herz, in dem das Willkommen gelebt werde.

Nach einem Imbiss lockerte Musik von Jan Martinen das Programm auf, und die Referentin von "Brot für die Welt", Martina Kriwy, lud zur Besichtigung ihrer Ausstellung in die Kirche ein. Dort erfuhr man spielerisch, aus welch vielfältigen Gründen Menschen zu Flüchtlingen werden und was sie lernen müssen, um sich in den vielfältigen Regionen Deutschlands gesellschaftlich orientieren zu können. Am Ende vereinte alle nur dieser Gedanke: „Wir wünschen uns nichts sehnlicher als Frieden!“

Die Ausstellung wird im Juni weiterhin in der Jakobuskirche Uelsby zu sehen sein.

Hans-Werner Staritz


Weitere Informationen:
Pastor Detlef Tauscher
Tel.: 04623- 387, E-Mail: kirchenbuero@angeln-sued.de 

Flyer zur Ausstellung hier herunterladen