
Kleine Auszeit: "Viel mehr Gutes"
22.01.2025
Kleine Auszeit von Pastorin Sabrina Biehl, Kirchengemeinde Munkbrarup/Pfarrsprengel Förderegion
„Unser Land muss gerade so dumm wirken“, schreibt mir meine amerikanische Freundin. Ich habe sie gefragt, wie es ihr geht nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten. 46 Dekrete hat er in den ersten 48 Stunden seiner Amtszeit unterschrieben. Ein Zeichen, dass er einen radikalen Kurswechsel umsetzen will, den er angekündigt und gut vorbereitet hat. Ein öffentlicher Hitler-Gruß eines seiner größten Unterstützer Elon Musk sorgt dazu für Aufsehen. „Wenn der Faschismus wiederkommt, wird er nicht sagen: Ich bin der Faschismus, er wird… Oh nein, nein, doch, er macht einfach den Hitlergruß. „Nevermind“ schreibt der Anti-Fake-News-Blog Volksverpetzer.
Ich werde oft gefragt: Wie kannst du angesichts der derzeitigen Weltlage überhaupt noch Hoffnung predigen? Meine Antwort: Gerade jetzt kann ich gar nicht anders, als alldem meine Hoffnung entgegen zu setzen. Weil ich weiß: Der Hass und die Ungerechtigkeit werden nie das letzte Wort haben. Das Licht und die Liebe werdenimmer größer sein. Ich fokussiere mich auf das, was ich selbst in meinem kleinen Rahmen tun kann. Und freue mich an all dem Guten. Denn das ist auch wahr: In der Konfi-Gruppe entstehen neue Freundschaften. Auf dem Weg nach Hause singen die Kita-Kinder ein Lied, das sie am Morgen im Gottesdienst neu gelernt haben. Nach einem Besuch verabschiedet mich eine Frau: „Das hat mir heute den Tag gerettet!“
Und dann gucke ich in dem einen Moment in den weiten Himmel, der schon viel gesehen hat, atme durch und predige weiter von der Hoffnung. So wie meine amerikanische Freundin, die auf der anderen Seite des Teichs dasselbe tut. Sie macht mir Mut: „Da ist so viel mehr Gutes als die Unkenrufe vermuten lassen.“ Und so tun wir beide, was wir können, verbunden über tausende Kilometer: Das Gute suchen und die Hoffnung predigen.