
Kleine Auszeit: "Wahlverwandtschaften"
16.05.2025
Kleine Auszeit von Diakoniepastorin Birgit Lunde, Ev.-Luth. Kirchenkreis Schleswig-Flensburg
Neulich hörte ich in einem Podcast von einer Frau, dass ihre Mutter sieben Geschwister hat und ihr Vater fünf. Das macht zwölf Onkel und Tanten, dazu die jeweiligen Partner und inzwischen fünfundzwanzig Cousinen und Cousins. Wie sieht da ein Familientreffen aus? Eine Geburtstagsfeier? Die Realität in Deutschland ist aber eine ganz andere. Viele Familien werden immer kleiner und wenn eine ältere Generation wegstirbt, bleiben nur noch wenige Verwandte übrig. Oder Kinder ziehen in die ganze Welt, ziehen nach Süddeutschland, Schweden oder ans andere Ende der Welt.
Manchmal ist es auch besser, keinen Kontakt zu seiner Familie zu haben, wenn dort Streit und Gewalt herrschen Was auch immer dazu führt, dass ich keine Verwandten in der Nähe habe, die Fragen sind die gleichen: Mit wem feiere ich meinen Geburtstag? Oder Weihnachten? Wer besucht mich im Krankenhaus, wenn ich dort liege?
Da ist es gut, dass es die Möglichkeit gibt, sich so etwas wie eine Familie selbst aufzubauen: Wahlverwandtschaft, nämlich Freundinnen und Freunde! Nach dem Johannesevangelium galten die letzten Gedanken von Jesus seiner Mutter und seinem Freund Johannes, die vorher nie etwas miteinander zu tun gehabt hatten. Ihr seid jetzt eine neue Familie, gibt er ihnen mit auf den Weg.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Freundschaften sehr wichtig für die Gesundheit sind: weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weniger Depressionen und Stress kann besser verarbeitet werden.
Es gibt also viele gute Gründe, in Freundschaften Zeit und Energie zu investieren. Das muss manchmal gar nicht viel sein. Ein kleines Signal „Ich denke an dich“ reicht oft schon aus. Allerdings braucht echte Freundschaft Taten. Sein Sie mutig und ergreifen die Initiative, denn mit Freunden kommen wir besser durch das Leben.