
Kleine Auszeit: "Zurück im Paradies"
13.06.2025
Kleine Auszeit von Anne Vollert, Entlastungspastorin im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg
Wie stellen Sie sich eigentlich das Paradies vor? Ich stelle mir jetzt, wo die Bäume noch ein zartes Grün haben, die Rosen, Mohnblumen und Schwertlilien blühen, vor, dass das Paradies ein Garten ist.
Ein Garten mit Gras und Löwenzahn, mit Lavendel und wildem Wein, mit Erdbeeren und Haselnussranken, Brombeeren und Kletterrosen. In diesen Garten setzte Gott den Menschen am Anfang allen Lebens.
Ein göttlicher Ort, an dem es weder Krankheit noch Alter gibt. Weder Unglück noch Trauer, weder Misstrauen noch Gewalt. Wo der Löwe nicht tötet und die Krähen nicht krächzen und das Wasser des Lebens in reichen Strömen fließt. Eine Welt mit sich im Reinen. Alles ist unversehrt.
Dieses Paradies muss jeder Mensch mit seiner Geburt verlassen – so erzählt es der alte Mythos von der Schöpfung am Anfang der Bibel. Den Frieden, der in diesem Gottesgarten herrscht, muss der Mensch zurücklassen. Sein Leben wird immer beides sein: Glück und Trauer, Erfüllung und Härte, Hoffnung und Verzweiflung.
Aber: Am Ende unseres Lebens zieht es uns zurück zum Tor, an dem die Engel den Garten des Paradieses bewachen – deshalb das Licht dort am Tor.
Und weil wir in diesem Paradies schon mal waren, ahnen wir Zeit unseres Lebens etwas vom ewigen Leben der menschlichen Seele – von jenem Garten mit Gras und Löwenzahn, mit Lavendel und wildem Wein, mit Erdbeeren und Haselnussranken, Brombeeren und Kletterrosen. Und wir wissen, dass dort die Menschen auf uns warten, mit denen wir verbunden waren. Eine Welt mit sich im Reinen. Alles ist unversehrt. Deshalb heißt es tröstlich auch am Ende der Bibel: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. […] Siehe, ich mache alles neu! […] Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ So verheißt es uns Gott – und so soll es werden. Gott sei Dank.