Tagung des Kirchenparlaments mit wegweisenden Themen

22.06.2025

Die Beratung über das Konzept für Jugendarbeit hat die Synode vertagt. Für die Glockenstapel ist Geld bewilligt.

Betretenes Schweigen zu Beginn der Synodentagung am Sonnabend, 21.6.2025 in Flensburg-Engelsby, denn: Der Synodenpräses Sven Landschoof bat das Kirchenkreisparlament, die Beratung über das „Konzept für die Jugend- und Konfirmand:innenarbeit“ von der Tagesordnung zu nehmen.

Rückgang der Kirchensteuermittel

Der Grund: Die neue Steuerschätzung, die den Kirchenkreis wenige Tage vor der Synode erreichte, hat die künftigen Einnahmen deutlich nach unten korrigiert. Verwaltungsleiter Thomas Schöne-Warnefeld sagte: „Ab 2026 werden wir wohl rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr weniger bekommen als bisher vorausgesagt. Mit einer solchen dramatischen Minderung ist es faktisch nicht mehr möglich, das geplante Konzept zur Stärkung der Jugend- und Konfirmand:innenarbeit „ergebnisneutral“ umzusetzen.“

Aktuell kein Geld für Zusatzstellen

Geplant war eigentlich, im Laufe der nächsten Jahre sieben neue Vollzeitstellen zu schaffen, um Kinder und Jugendliche intensiver zu begleiten. Laut zwei alternativen Konzepten, die dem Kirchenparlament zur Abstimmung vorlagen, sollten dafür gut 700.000 Euro pro Jahr eingesetzt werden ohne die Haushalte der Kirchengemeinden und des Kirchenkreises zu reduzieren. Propst Helgo Jacobs stellte in Aussicht weiter zu beraten, wie die Jugendarbeit trotz der dramatischen Einbußen gestärkt werden kann. Er sagte: „Das Modell war als Ergänzung zur jetzigen Jugendarbeit gedacht. Wir müssen jetzt neu überplanen und in ausgebautem Miteinander von Kirchenkreis und Gemeinden überlegen, wie es gehen kann.“

Sanierung von Glockenstapeln nochmal auf der Tagesordnung

Um eine einmalige Ausgabe von gut einer Million Euro ging es beim zweiten großen Tagesordnungspunkt: Den Glockenstapeln. Eigentlich hatte das Kirchenkreisparlament im März 2025 schon entschieden, dass keine Gemeinschaftsmittel dafür ausgegeben werden sollen, aber drei Anträge der Kirchengemeinden Angeln-Süd, Großsolt-Kleinsolt und Havetoft-Sieverstedt haben das Thema erneut auf die Agenda geholt– wieder mit leidenschaftlicher und langer Diskussion über Für und Wider.

Insgesamt 21 Glockenstapel stehen im Kreisgebiet, 12 davon sind dringende Sanierungsfälle oder haben einen hohen Sanierungsbedarf. Kosten: Ca. 4,5 Millionen Euro. Der Bund hat eine Förderung von 2,25 Millionen zugesagt, wenn die andere Hälfte des Geldes gesichert ist.

Für und wider Gemeinschaftsmittel

Andreas Gremmelt aus der Kirchengemeinde Angeln-Süd sagte: „Der Beschluss vom März hat uns als Gemeinde getroffen und wir fühlen uns alleine gelassen.“ Die Kirchengemeinde verfüge seit der Fusion zur Großgemeinde über fünf sanierungsbedürftige Glockenstapel, so Gremmelt. „Damit sind wir überfordert.“ Und auch Pastor Philipp Kurowski forderte eine Entscheidung der Synode, was er alternativ tun solle, wenn die Kirchengemeinde Großsolt-Kleinsolt nicht sanieren könne.

Als Argumente für Gemeinschaftsmittel führten die Befürworter zum Beispiel an, dass der Denkmalschutz keinen Abriss erlaube und ein kontrollierter Verfall mit Bauzaun dazu führen würde, dass Teile von Friedhöfen gesperrt werden müssen. Sicherungs- und Abrisskosten, für die es keine Bundesmittel gäbe, würden zu fast so hohen Kosten führen wie Sanierungen mit Bundesmitteln. Pastorin Silke Wierk aus der Kirchengemeinde Harrislee, die selbst keinen Glockenstapel zu sanieren hat, fasste zusammen: „Die Menschen in den Dörfern identifizieren sich mit ihren Kirchen und Glockentürmen. Sie sind besonders, einmalig und historisch wertvoll. Wir haben eine Verantwortung, damit gut umzugehen.“

Grundsätzliche Bedenken hatte unter anderem Pastor Philipp Reinfeld aus Adelby. Er sagte: „Ich habe die Entscheidung vom März als einen Kulturwandel verstanden. Das System pfeift aus dem letzten Loch. Wir brauchen Veränderung, müssen uns von Dingen trennen und müssen Dinge lassen.“ Sabine Kröger aus Adelby bat darum, sich auf die Gebäude zu fokussieren, die der Gemeinschaft dienen würden. „Wir sollen bis 2035 auch noch klimaneutral werden. Da kommt nochmal eine Menge auf uns zu, was wir stemmen müssen“, sagte sie. Andrea Stoltenberg und Niklas Binder schlugen vor, die Sanierung mit einem kirchenpädagogischen Konzept zu verbinden und die Glockenstapel öffentlich zugänglich und erlebbar zu machen.

Propst Helgo Jacobs sah als oberstes Ziel, die Eigenmittel so gering wie möglich zu halten. Dafür müsse Fundraising konzeptionell ausgebaut werden. Allerdings brauche es Aussicht auf einen Eigenanteil, um weitere Drittmittel überhaupt beantragen zu können, so Jacobs.

Der Beschluss der Synode

Bei sieben Gegenstimmen und sieben Enthaltungen beschloss die Kirchenkreissynode schließlich, zur Finanzierung des kirchlichen Eigenanteils bis zu 1,128 Millionen Euro zur Sanierung der Glockenstapel aus der Substanzerhaltungsrücklage zu reservieren. Laut Beschluss werden diese Mittel nur ausgeschüttet, wenn die avisierten Bundesmittel in voller Höhe zugesagt werden. Der Finanzausschuss soll prüfen und festlegen, ob und in welchem Umfang die Kirchengemeinden Eigenmittel einfließen lassen können und der Kirchenkreis wird beauftragt, weitere Drittmittel auch über Fundraising einzuwerben.