Volles Haus bei deutsch-dänischem Reformationsgottesdienst in Flensburg
09.11.2024
Am 31.10.2024 haben Provst Hasse Neldeberg JØrgensen und Pröpstin Rebecca Lenz zum deutsch-dänischen Reformationsgottesdienst nach St. Nikolai zu Flensburg eingeladen. 200 Gäste haben mitgefeiert.
Gemeinsam haben sie der Reformation vor gut 500 Jahren gedacht und der Musik von Dr. Christoph Schmidt (Bariton) sowie von Michael Mages (Orgel) gelauscht. Besonders beeindruckend: Die deutsch-dänisch gesungenen Lieder und zweisprachig gesprochenen Gebete erzeugten immer wieder einen Klangteppich, der für ganz besondere Atmosphäre in der alten Kirche sorgte.
Stadtpastor Johannes Ahrens erinnerte bei seinem Kurzstatement, dass in St. Nikolai vor mehr als 500 Jahren die erste evangelische Predigt in Flensburg gehalten wurde. Er sei beeindruckt, wie die Protagonisten damals mit Tatkraft und Konsequenz gerungen und gekämpft hätten. Ahrens war einer von sechs Geistlichen, die in Kurzstatements die Frage beantworteten, was die Reformation für sie persönlich bedeute.
Pastor Dr. Marcus Friedrich hob als reformatorisches Geschenk die geistliche Gleichheit aller hervor. Er sagte: „Wir alle sind Wissende von Gott und können lesen, sprechen und unsere Meinung kundtun.“ Er erinnerte, dass in vielen Ländern die Menschen nicht frei und gleich sind und beispielsweise in Afghanistan den Frauen gerade das Sprechen verboten worden sei.
Pastorin Merethe Neldeberg JØrgensen legte ihren reformatorischen Fokus auf die Art der Gottesdienstgestaltung: In Gemeinschaft zu singen und den Gottesdienst in der eigenen Sprache gemeinsam zu gestalten sei eine Form, den Glauben selber zu leben, führte sie aus.
Um die Frage des Gleichgewichtes zwischen Tradition und Erneuerung ging es im Beitrag von Pastorin Alena Strelow und Pröpstin Rebecca Lenz teilte bei der Frage nach der Bedeutung der Reformation für sie ein ganz persönliches Erlebnis: Sie verdanke Luther, dass sie zum Theologiestudium zurückgekehrt sei, weil es in der Luther-Vorlesung „zoom“ gemacht habe. Luthers Botschaft, dass jede:r ein geliebtes Kind Gottes aus reiner Gnade ist, sei die DNA des Evangeliums und das Fundament für die Kirche und ihr Leben, so Lenz.
Provst Hasse Neldeberg Jørgensen erinnerte in seinem Beitrag zusätzlich zu Luther auch an Grundtvig, den großen dänischen Theologen, Kirchenlieddichter und Politiker, der Luther ins Dänemark des 19. Jahrhunderts interpretierte. Er sagte: „Jedes Zeitalter interpretiert auf seine eigene Weise. Luther war ein Kind seiner Zeit. Grundtvig war ein Kind seiner Zeit. Aber im Herzen unserer evangelisch-lutherischen Kirchen wird immer ein sehr, sehr aktueller Fokus auf Freiheit und Unfreiheit liegen.“ Es gehe um die Freiheit zur Interpretation und darum, den Glauben in einer lebendigen Beziehung zu interpretieren. Neldeberg Jørgensen sagte: „Luther suchte einen gnädigen Gott - und er fand einen gnädigen Gott. Er fand, dass das Evangelium eine gute Botschaft für das Leben ist, für das Zusammenleben, für Hoffnung und Mut!“