Wort zur Woche: "Wenn der Blues kommt…"
22.10.2021
Wort zur Woche von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe gerade den Blues… Wenn es draußen grauer und dunkler wird, passiert mir das jedes Jahr irgendwie auch innerlich. Ist halt so im Spätherbst. Und dann kommen mir so Satzfetzen in den Sinn: „Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los“ – helfen Sie mir: Rilke, oder?
Ja, der Sommer war groß, und es gab viel zu erleben, draußen und gemeinsam. Trotz Pandemie. Aber nun ist er vorbei, der Sommer. Und vorbei geht mit der Wahl neulich auch eine Ära, immerhin. Vorbei geht gerade mancher Anstand, scheint es. Vorbei gehen viele Chancen, manche Sicherheit und auch die Zeit, in der wir den Klimawandel wirksam beeinflussen könnten. Manchmal erwischt mich dann der Blues, und ich gleiche dem StarWars-Droiden C3PO mit dem ewig nervigen „Wir sind verloren“...
Das sind wir aber nicht. Und ich muss auch nicht aufs Frühjahr warten, bis es draußen und „drinnen“ wieder heller wird. Ich kann ja mal anders gucken: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr‘s denn nicht?“, sagt Gott in der Bibel zu seinem Volk, das gerade ganz unten ist. Es hat erkannt – und ist weitergegangen.
Doch, doch: Es gibt andere Zeichen. Guckt nur hin! Bei Licht besehen: Da wächst Gutes. Da helfen sich Menschen in Fluten, sogar fremde. Da stellen Menschen ihre Gewohnheiten infrage und versuchen, etwas anders zu machen. Da empören sich Menschen über Ungerechtigkeit. Da lassen sich Menschen wählen, wollen das Beste für ihr Land – unterstelle ich jedenfalls! – und überschreiten, was sie immer getrennt hat.
All so was zu sehen, hilft schon sehr, wenn der Blues lauert... Oh, und Musik nicht zuletzt! … ach ja: Wir dürfen ja auch wieder laut singen. Na, dann: ein Neues!