Die ForuM-Studie

ForuM steht für „Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“. 

ForuM ist ein unabhängiges und breit angelegtes wissenschaftliches Forschungsprojekt, das die Evangelische Kirche in Deutschland mit ihren 20 Landeskirchen im Jahr 2020 initiiert hat. Am 25.1.2024 wurden die Ergebnisse veröffentlicht. 

Die Ergebnisse bilden eine systematische Grundlage, sexualisierte Gewalt institutionell aufzuarbeiten. Sie hilft, Zusammenhänge besser zu verstehen und Risiken zu minimieren. Die Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen sollen sowohl die schützende Präventionsarbeit als auch den Umgang mit betroffenen Menschen verbessern.


Weitere Informationen unter:

www.forum-studie.de
www.kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de
www.ekd.de/missbrauch
www.wendepunkt-ev.de/UNA


Viele Fragen. FAQ gibt Antworten im Überblick

Was tut die Evangelische Kirche aktuell, um sexualisierte Gewalt abzuwehren? Wie geht sie mit Aufarbeitung und Anerkennung um? Die Antworten auf diese und viele andere Fragen finden Sie in der Broschüre „FAQ Prävention sexualisierter Gewalt“ der Nordkirche.
Sie können sie hier herunterladen.

Studie zu sexualisierter Gewalt in Deutschland legt Risikostrukturen offen

In einer Pressekonferenz hat die Evangelische Kirche in Deutschland am Donnerstag, 25.1.2024 die Ergebnisse der so genannten „ForuM-Studie“ entgegengenommen. ForuM steht für „Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“.

Bischöfin Kirsten Fehrs, die amtierende Ratsvorsitzende, sagte: „Ich bin erschüttert. Ich kann es nicht anders sagen. Immer wieder neu, seit ich mich mit diesem Thema befasse, erschüttert mich aufrichtig die abgrundtiefe Gewalt, die so vielen Menschen angetan wurde.“

Laut Studie sind mindestens 2.225 Menschen seit 1946 von sexueller Gewalt in der Evangelischen Kirche betroffen. Dabei gehen die Forscher:innen davon aus, dass dies nur die Spitze der Spitze des Eisbergs ist und die Stichprobe nicht das wahre Ausmaß wiederspiegelt. Und: „Hinter jeder Zahl verbirgt sich schlimmes menschliches Leid“, sagte Prof. Dr. Martin Wazlawik, der die Studie mit ihren fünf Teilprojekten koordinierte.

Bischöfin Kirsten Fehrs sagte: „Die Studie ist gewollt. Wir haben sie initiiert. Und wir nehmen sie mit Demut an.“ Unter anderem legt sie spezifisch evangelische Risikostrukturen offen – zum Beispiel die förderale Struktur, die Standards fehlen lässt, das diffuse Umgehen mit Verantwortung, einen Harmoniezwang, der kaum Auseinandersetzung mit Konflikten zulässt und eine reaktive Praxis der Aufarbeitung. Die komplette Studie sowie die Zusammenfassung ist unter www.forum-studie.de zu finden.

Es gehe um eine Kulturänderung, um Übernahme von Verantwortung und um ein Problembewusstsein bis in die letzte Kirchengemeinde, sagte Katharina Kracht als Betroffene und Mitglied im Beirat des Forschungsverbundes. Und weiter: „Die Betroffenen leben vor Ort. Auch dort braucht es die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit. Bitte gucken Sie hin, dass keine weitere Zeit vertrödelt wird.“

Die pröpstlichen Leitungspersonen hier vor Ort in Schleswig-Flensburg, Helgo Jacobs und Rebecca Lenz, haben die Pressekonferenz mit vielen Emotionen verfolgt. „Das kann nicht ohne Folgen bleiben“, sagt Propst Helgo Jacobs. „Und unsere Mitarbeiter:innen sollen mit diesen Ergebnissen nicht alleine bleiben. Wir laden zu Gesprächen ein und setzen uns mit den Ergebnissen in Leitungsrunden und Konventen auseinander.“ Und Pröpstin Rebecca Lenz ergänzt: „Jede:r, der / die uns was anvertraut, macht es möglich, dass wir etwas lernen und besser werden. Selbstkritische Auseinandersetzung und Veränderung sind dran – und zwar jetzt.“

Präventionsarbeit im Ev.-Luth. Kirchenkreis Schleswig-Flensburg 

Seit über zehn Jahren arbeitet die Ev. Kirche in Norddeutschland intensiv daran, den Schutz vor sexualisierter Gewalt systematisch zu verbessern: Schutzkonzepte, verpflichtende Basisfortbildungen, Selbstverpflichtungen und kirchengesetzliche Vorgaben gehören dazu. 

Für die Ev. Kirche in Schleswig-Flensburg arbeitet beispielsweise Mirja Beck seit 2020 als Präventionsbeauftragte. Sie berät und begleitet Kirchengemeinden und Einrichtungen, bedarfsgerechte und individuelle Schutzkonzepte zu erstellen. Dabei nimmt sie gemeinsam mit den Einrichtungen viele unterschiedliche Faktoren in den Blick – vom Leitbild bis hin zur Selbstverpflichtung aller Mitarbeiter*innen, respektvoll und grenzachtend miteinander und insbesondere mit Kindern und Jugendlichen umzugehen.

Beispiele für Schutzkonzepte finden Sie hier:

"Sichere Orte für Kinder" - Schutzkonzept der evang. Kindertagesstätten des Kindertagesstättenwerkes im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Schleswig-Flensburg
Schutzkonzept ansehen

Standards für Haupt- und Ehrenamtliche in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefährdung ihres Wohls, vor grenzverletzendem Verhalten und sexualisierter Gewalt
Schutzkonzept ansehen

Ansprechpersonen für Hinweise auf sexualisierte Gewalt

Wer für das Kreisgebiet Schleswig-Flensburg oder die Stadt Flensburg Hinweise auf sexualisierte Gewalt im kirchlichen Zusammenhang geben möchte, wendet sich bitte an die Präventionsbeauftragte im Ev.-Luth. Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, Mirja Beck: mirja.beck@kirche-slfl.de oder Tel. 0170 7312527

oder an Wendepunkt, die unabhängige Ansprechstelle für Menschen, die in der Nordkirche sexuelle Übergriffe erlebt oder davon erfahren haben. E-Mail: info@wendepunkt-ev.de oder Telefon: 04121-47573-0

     
 

Der Propst des Ev.-Luth. Kirchenkreises Schleswig-Flensburg, Helgo Jacobs, sagt: „Kirche soll ein sicherer Ort sein – wie jeder Ort, an dem Menschen zu guter Gemeinschaft zusammenkommen. Darum muss die Kirche sexualisierter Gewalt mit Kraft entgegenstehen. Denn klar ist: Taten sexualisierter Gewalt widersprechen den Werten unseres christlichen Glaubens fundamental. Wir gehen den Weg von Aufklärung und Aufarbeitung, den wir beschritten haben, konsequent weiter.“