Glaubens-ABC: B

Beten

In allen Religionen ist das Gebet Ausdruck der Hinwendung eines Menschen zu Gott. Beten beschreibt den Vorgang, zu Gott über sich selbst und die Menschen, die einem wichtig sind, zu sprechen. Beten heißt: Mit Gott sprechen und ihm vertrauen. Jemand, der betet, erkennt Gott als den an, dem er alles Gelingen und Scheitern verdankt.

Formen des Gebets sind die Bitte zu Gott, vor allem um Vergebung von Schuld, das Dankgebet, die Anbetung (Lobpreis) sowie die Fürbitte, die alles einschließt, was zum menschlichen Dasein gehört. Beten erscheint manchen Menschen als schwierig. Dies empfand auch schon der Apostel Paulus so: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen“, schrieb er im Römerbrief (8, 26). Und die Jünger Jesu verlangten: „Herr, lehre uns beten“ (Lukas 11,1), worauf Jesus ihnen das Vaterunser, das wohl berühmteste Gebet, beibrachte.

Jeder Mensch ist nur ein Gebet weit von Gott entfernt. Der kürzeste Gebetsruf lautet: „Gott“ oder „Jesus“ oder „Christus“. Wer betet, hat die Hoffnung, dass ihm geholfen wird. Beten ist in bestimmten Lagen das Einzige, was ein Mensch tun kann in seiner Ohnmacht. So hilft das Gebet auch, eine bestimmte Situation auszuhalten. Es versetzt mich in die Möglichkeit, Ängste, Sorgen, Hoffnungen auszusprechen. Ich gewinne Distanz zu mir selbst, zu dem, was mich beschäftigt, ich ordne meine Gedanken, kläre Sachverhalte und löse mich aus der Umklammerung durch eine Sorge. Ich bin nicht länger ein Gefangener meines Alltags. Beten ist eine Haltung, die davon ausgeht, nicht alles allein schaffen zu müssen. Es gibt keinen Automatismus, dass das Gebet mein Problem löst. Es verändert nicht immer meine Situation, aber es kann meine Einstellung zum Leben verändern. Wer etwa vor dem Essen betet, macht sich klar, dass die Nahrung, die er zu sich nimmt, in einem größeren Zusammenhang zu sehen ist: Unsere Lebensgrundlagen sind keine Selbstverständlichkeit.

Es gibt auch das Gebet ohne Worte: einfach in der Gegenwart Gottes da sein und darauf vertrauen, dass Gott mich mit seiner Liebe umgibt. Diese Art Gebet wird auch kontemplatives Gebet oder Meditation genannt.

Bibel

Der Begriff „Bibel“ stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet „die Bücher“ (biblia). Denn die Bibel ist im Grunde nicht ein Buch, sondern eine Bibliothek von insgesamt 66 Büchern - 39 alttestamentliche (nicht einbezogen sind die so genannten Apokryphen, die die Luther-Bibel - anders als die katholische Einheitsübersetzung - nicht zum Kernbestand des Alten Testamentes zählt) sowie 27 neutestamentliche Schriften.

Die Bibel umgreift einen Entstehungszeitraum von rund 1.000 Jahren. Die ältesten Texte stammen aus dem 8./9. Jahrhundert v. Chr., die jüngsten aus der Zeit um das Jahr 100 n. Chr. Sie verkörpern eine Vielzahl literarischer Gattungen: Neben Geschichtsbüchern finden sich u. a. Gesetzestexte, romanhafte Erzählungen, Lieder, Gedichte, Gebete, Predigten, biografisch anmutende Texte und Briefe. Nicht alle Verfasser sind bekannt, manche Namen sind später eingefügt worden. Zudem gilt für die Texte: Sie sind nicht in einem Zug niedergeschrieben, sondern mitunter überarbeitet worden. Vieles wurde ursprünglich mündlich überliefert, ehe es jemand aufschrieb. Das Alte Testament umfasst Zeugnisse der Geschichte und des Glaubens des Volkes Israel – in hebräischer Sprache, das Neue Testament berichtet von Jesus – in griechischer Sprache.

Erst im 4. Jahrhundert nach Christus ist der so genannte Kanon (= Maßstab, Richtschnur) der biblischen Schriften, also welche Schriften zur Bibel gehören, festgelegt worden. Daneben gibt es auch die Apokryphen (apokryphos = griech. verborgen, dunkel), die auch „Spätschriften des Alten Testamentes“ genannt werden. Sie sind nicht in den Kanon aufgenommen worden und „doch gut und nützlich zu lesen ...“ (Luther)


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