Glaubens-ABC: H

Heiliger Geist

Inspiration, Eingebung, Ahnung - das ist auch in Glaubensfragen eine Hilfe. Die Aufforderung, sich anzustrengen, hilft beim Verstehen des christlichen Glaubens allein nicht weiter. Wir spüren, dass es beim Sehen-, Hören-, Beten-, Glauben-, Vertrauen- und Lieben-Können nicht um etwas geht, das ich selbst machen kann, sondern Geschenk oder Wunder ist, wenn einem "ein Licht aufgeht". Die Quelle der Inspiration nennen Christen den Heiligen Geist. Das „Sehen bzw. Erkennen“, von dem in der Bibel die Rede ist, meint nicht das Vordergründige, sondern den Blick hinter die Kulissen.

Das hebräische Wort, das im Alten Testament mit "Geist" übersetzt wird, hat eine zweifache Bedeutung: Es kann mit "Wind" oder "Lebenskraft" übersetzt werden. Im deutschen Wort "Atem" kommen beide Aspekte des Geistes zum Ausdruck: Der Atem ist ein Lufthauch und zugleich das, was der Mensch zum Leben braucht.

Im Neuen Testament ist in der Apostelgeschichte (2,1-41) vom Heiligen Geist die Rede. Dort wird berichtet, dass sich die Jünger Jesu am Pfingsttag, 50 Tage nach Ostern, in einem Haus versammelten. Dort empfingen sie den Heiligen Geist, der sie in die Lage versetzte, mutig aufzutreten und in anderen Sprachen zu reden. Jerusalem war an diesem Tag - es wurde das Wochenfest gefeiert - mit Pilgern überfüllt. Aus vielen Ländern waren sie angereist und staunten, dass jeder sie in seiner Muttersprache reden hörte. Die Außenstehenden, Beobachter des Geschehens, hatten nur Spott übrig für das, was sie sahen (2,13). Waren die Gläubigen betrunken? Gegen diesen Vorwurf verwahrt sich Petrus, der in seiner Predigt (2,16-36, s. bes. 2,15) von Jesu Tod und Auferweckung spricht. Seine Zuhörerinnen und Zuhörer sind begeistert und lassen sich taufen. Damit wurde das Ereignis der Ausgießung des Heiligen Geistes zur Geburtsstunde der christlichen Gemeinde und somit auch der Kirche.

Alles das, was Gott nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt wirkt, geschieht durch den Heiligen Geist: Die Sammlung der Glaubenden in der Kirche, dass Menschen sich für den Glauben öffnen und sich der Gemeinschaft anderer Glaubender anschließen, dass Menschen in oder durch diese Gemeinschaft Gottes Liebe und Hilfe erfahren, dass Schuld vergeben wird und Menschen frei werden, dass Christen an die Liebe Gottes glauben können, die stärker ist als der Tod, dass Christen darauf vertrauen können, dass Gott seine Ziele, sein Heil vollenden wird. Zu diesem Wirken des Heiligen Geistes bekennen sich die Christen im sog. Dritten Artikel des Glaubensbekenntnisses.


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