Glaubens-ABC: S

Sakrament

Das Wort Sakrament kommt von dem lateinischen Wort „sacramentum“ (= das Geweihte, Heilige; abgeleitet wurde so auch der Eid, der Fahnen- oder Militäreid sacramentum genannt.).

In der lateinischen Bibel ist es die Übersetzung vom griechischen Wort "Mysterion" (= Geheimnis, geheimnisvoller Vorgang). Allerdings dort, wo im Neuen Testament von "Mysterion" die Rede ist (Römer 16, 25; Epheser 1, 9; 3, 9; 5, 32), kann man überhaupt keinen Bezug zu den „Sakramenten“ Taufe und Abendmahl erkennen. Vermutlich wurde in der frühen Christenheit auf eine Verbindung von "Mysterium" mit Taufe und Abendmahl auch deshalb verzichtet, um sich von den antiken Mysterienkulten abzusetzen. Sakramente sind eben keine magischen Handlungen, mit denen man sich der Gunst Gottes versichern könnte. Glauben und Vertrauen als Lebenshaltung können nicht durch Magie und Zauberei ersetzt werden.

Erst im Laufe der mittelalterlichen, überwiegend in Latein verfassten Theologie ist das Wort Sakrament als Oberbegriff für die heiligen Handlungen der Kirche verwendet worden. Die evangelische Kirche spricht nur bei Taufe und Abendmahl von einem Sakrament. Demgegenüber bezeichnen die römisch-katholische und die anglikanische Kirche sowie die orthodoxen Kirchen auch Buße (Beichte), Firmung, Krankensalbung ("letzte Ölung"), Ehe und Ordination (Weihe der Diakone, Priester und Bischöfe) als Sakramente. Philipp Melanchthon (1497-1560), der engste Wegbegleiter Martin Luthers, hat Sakramente als "Riten" bezeichnet, "die ein Gebot Gottes haben und denen eine Verheißung der Gnade beigefügt ist". Das Sakrament gründet sich also auf ein Wort der heiligen Schrift, in dem Jesus Christus diese heilige Handlung mit einem konkreten Zeichen eingesetzt hat. Wort und Zeichen gehören im Sakrament unlösbar zusammen. Damit sind Sakramente Zeichen, durch die Gott mit den Menschen in Verbindung tritt. Bei der Taufe geschieht dies durch Wasser, was auf einen Reinigungsvorgang hinweist, beim Abendmahl sind es Brot und Wein, Hinweis auf Nahrung, Wegzehrung und Festfreude. Der Sinn dieser Handlungen liegt nicht in der ursprünglichen Bedeutung - bei der Taufe sich zu reinigen, beim Abendmahl satt zu werden -, sondern diese Vorgänge weisen über sich hinaus.

Ihr Zweck besteht darin, in besonderer Weise die Gemeinschaft der Glaubenden mit Gott spüren zu lassen. So ist die Taufe der Akt der Aufnahme in die Gemeinde Jesu Christi; das Abendmahl ist die Feier, in der dankbar an Jesu Tod und Auferweckung erinnert wird, es ist das Gemeinschaftsmahl, in dem die Liebe Gottes in Wort und Zeichen zu mir kommt und mich mit Gott und allen, die zu Gott gehören, verbindet.

Sakramente sind also Riten, zeichenhafte Handlungen mit deutenden Worten, durch die die Glaubenden ihre Zugehörigkeit zu Jesus Christus verbindlich zum Ausdruck bringen und zugesagt bekommen.

Segen

"Segen" und "segnen" (hebr.: barakh) sind zentrale Leitworte im Alten Testament. Ihre Grundbedeutung lautet: mit heilvoller Kraft begaben. Der Segen soll das bewirken, was er aussagt. Die genaueste inhaltliche Beschreibung des Segens bietet der Begriff "Frieden" (hebr.: Schalom), der Wohlergehen im umfassendsten Sinne, materiell, körperlich wie seelisch meint.

Jeder Mensch kann Segen zusprechen. Zum Vollzug des Segnens gehört zum Wort auch die Geste hinzu (Handauflegung, 1. Mose 48, 13ff.; Erheben der Hände, 2. Mose 17, 11). Segen kann nicht zurückgenommen werden (1. Mose 27, 33). Der ursprüngliche Ort des Segnens war die Familie. Im Gottesdienst soll er als Zuspruch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Alltag begleiten. Vom Segen ist auch im Neuen Testament an vielen Stellen die Rede. Die griechische Übersetzung von "barak" lautet "eulogeo": gut reden von, loben, preisen, rühmen, segnen. Vielfach wird der Segen in den genannten Bedeutungsvarianten mit Christus in Verbindung gebracht. Die Erzählung von der Kindersegnung (Matthäus 19, 13-15; Markus 10, 13-16; Lukas 18, 15-17) ist die einzige Überlieferung im Neuen Testament, die von einer Segnung durch den irdischen Jesus erzählt. Der deutsche Begriff "segnen" hat jedoch einen anderen Bedeutungszusammenhang als das griechische eulogeo. Es ist ein Lehnwort des lateinischen "signare" (mit einem Kreuz versehen). Im mittelalterlichen Kirchenlatein heißt es: "das Kreuzzeichen machen", "sich bekreuzigen", wie es auch Martin Luther beim Morgen- und Abendsegen empfiehlt.

"Segen" ist nicht nur ein Begriff der religiösen Sprache. Auf den Wirtschaftsseiten ist regelmäßig vom "Geldsegen" die Rede, wenn jemand durch Geschäfte an der Börse viel verdient hat. Kaum ein Begriff aus der religiösen Sprache wird auch heute noch so unbefangen gebraucht wie "Segen" und "segnen" in all seinen Verbindungen. Wer sich auf eine lange Reise begibt, erbittet einen "Reisesegen". So genannte Segnungsgottesdienste, in denen Besucherinnen und Besucher ein individuelles Segenswort erbitten können, haben regen Zulauf. An zentralen Lebensstationen werden Menschen gesegnet: bei der Taufe, bei der Konfirmation, zur Trauung.

Wozu dient der Segen Gottes? Er bezieht sich auf das, was man mit Geld nicht erwerben kann: Man kann sich ein Haus kaufen, aber nicht das Gefühl, daheim zu sein. Man kann sich ein Bett kaufen, aber keinen ruhigen Schlaf. Tabletten, aber keine Gesundheit, Sex, aber keine Liebe, Fans, aber keine Freunde. Der Segen ist nicht käuflich. Er ist ein Geschenk, es geht um Frieden im umfassenden Sinn, s.o.

Spiritualität

Spiritualität (lat.: Spiritus sanctus = Heiliger Geist) - im Volksmund oft als Synonym für Glaubenspraxis bzw. Frömmigkeit gebraucht - bezeichnet die grundsätzliche Offenheit des Menschen gegenüber geistlichen Themen und Sachverhalten, d. h. auch gegenüber religiösen Ausdrucksformen. Im christlichen Kontext hat Spiritualität immer mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun.

Sünde

Steuersünder, Verkehrssünder, Parksünder - diese Begriffe lassen nicht mehr erkennen, was nach biblischer Auffassung mit Sünde im Kern gemeint ist: die gestörte Beziehung zwischen Gott und Mensch. Mit Sünde sind nicht in erster Linie einzelne "sündige" Taten oder einzelne Verfehlungen gemeint, sondern die eine große Verfehlung, an der Bestimmung, am Sinn unseres Lebens vorbeizuleben.

Gott hat uns geschaffen, damit wir als Gegenüber mit ihm leben und ihm vertrauen. Wir Menschen tendieren aber dahin, lieber unsere eigenen Herren sein zu wollen und lehnen den Anspruch, den Gott an uns stellt, ab. Statt ihm zu vertrauen, entfernen wir uns und es entsteht ein Graben („Sund“) zwischen uns und ihm. Dadurch verfehlen wir den Sinn und das Ziel unseres Lebens. Diese gestörte Beziehung zu Gott findet ihren Ausdruck dann auch in dem, was wir denken, reden und tun: Aus der einen Sünde folgen die vielen Sünden.

Bibelstellen zum Thema: 1. Mose 3, 1-6; Psalm 51; Matthäus 7, 17-18; Römer 1, 18-32; Galater 5, 19-21


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