
Verabschiedung von Ökumene-Pastorin Susanne Thiesen: Von Angeln in alle Welt
15.06.2023
Nach insgesamt 36 Dienstjahren als Pastorin wurde Susanne Thiesen am Sonntag, 18.06.2023, in ihrer Heimatkirche, St. Johannes zu Toestrup, in den Ruhestand verabschiedet.
„Sternstunden sind für mich, wenn sich Menschen über Kultur- und Sprachgrenzen hinaus austauschen, sich füreinander interessieren und verstehen“, sagt Pastorin Susanne Thiesen. Seit 27 Jahren setzt sie sich als Pastorin in der Ökumene für internationale Beziehungen, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ein. Nach insgesamt 36 Dienstjahren als Pastorin wird sie am kommenden Sonntag, 18.6.2023 um 14 Uhr in ihrer Heimatkirche, St. Johannes zu Toestrup, in den Ruhestand verabschiedet.
Die gebürtige Braunschweigerin sieht sich selbst als Beispiel für gelungene Integration: Nachdem sie Anfang der 1990er-Jahre auf einer Geburtstagsfeier in Braunschweig ihren zukünftigen Ehemann kennengelernt hatte, tauschte sie 1995 ihr Leben als berufstätige Single-Pastorin einer Großstadt gegen das Leben mit Ehemann, drei erwachsenen Kindern und acht Enkelkindern in einer alt-eingessenen Bauersfamilie mitten in Angeln. „Als ich mich frisch verliebt hatte, musste ich erstmal auf der Landkarte gucken, wo Angeln und Gulde überhaupt liegen“, erzählt Susanne Thiesen schmunzelnd. Selbst in Deutschland gebe es so verschiedene Lebenswelten, dass sie von einem interkulturellen Schock spricht. „Ich bin so dankbar, dass ich von den Angelitern und der Kirche hier so herzlich aufgenommen worden bin“, sagt sie rückblickend.
Schnell sind damals Gulde und Toestrup für sie Heimat und Kraftort geworden, so dass sie als Oekumenepastorin von hier fast 20 Jahre in alle Welt gewirkt hat: China, Indien, Brasilien, Tansania, Israel, Palästina und Estland sind nur einige der Länder, die sie besucht hat, um intensive Kontakte zu Christ*innen in der Welt zu pflegen und sich zu vernetzen. Ihre Haltung des Glaubens und Lebens spiegelt sich in ihrem Lieblingszitat des südafrikanischen Bischofs Desmond Tutu wider. Er sagte: „Mein Menschsein ist verbunden mit deinem. Wir können nur zusammen Mensch sein.“
„Inter- und multikulturelles Zusammenleben geht nur zusammen und auf Augenhöhe. Und es ist Arbeit und Bereicherung gleichzeitig“, sagt Susanne Thiesen, für die Klimagerechtigkeit eine besondere Rolle spielt. „Unser nicht-handeln in Bezug auf Klimaschutz hat unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Menschen an den anderen Enden der Welt – sie erleben Dürre und Überschwemmungen. Das darf so nicht weitergehen“, fordert Susanne Thiesen.
Ihre Gelassenheit, Ruhe, Geduld und Nachsicht im zwischenmenschlichen Miteinander hat sich Susanne Thiesen im Laufe der Jahre erarbeitet. „Das lernt man, wenn man mit Menschen umgeht, die existentiell bedroht sind“, sagt sie im Rückblick. Gelernt habe sie auch, möglichst nicht zu urteilen, den Respekt zu wahren und die richtigen Fragen zu stellen.
Die Arbeit als Pastorin für weltweite Beziehungen bezeichnet sie als ein Privileg. „Dafür danke ich Gott“, sagt Susanne Thiesen. Als persönliches Highlight bezeichnet sie die internationale Frauenkonsultation 2022, bei der unter dem Motto „Zukunft bauen“ acht Frauen aus fünf Ländern zehn Tage gemeinsam in Neukirchen an der Ostsee gelebt, diskutiert, gesungen und gebetet haben. Besonders dankbar ist sie auch, dass sich in Schleswig-Flensburg eine Reihe von jungen Menschen für ökumenische Themen begeistern und sich engagieren – und dass sie mit Pastorin Silke Nicoline Hansen eine erfahrene und offene Nachfolgerin hat, der sie ihre Arbeit gut und gerne übergibt.
Doch auch wenn Susanne Thiesen ab 1.7.2023 im Ruhestand sein wird, wird sich manches nicht verändern: Sie plant weiterhin, in der Welt unterwegs zu sein - und sie plant, sich ökumenisch und für Klimagerechtigkeit zu engagieren – zum Beispiel im Flensburger Forum der Religionen und in der Aktionsgruppe Klima Flensburg.