Glaubens-ABC: G

Geist

siehe Heiliger Geist

Glaube

Jeder Mensch glaubt (an) etwas, auch jemand, der überzeugt ist, dass es keinen Gott gibt, denn beweisen lässt sich weder das eine noch das andere. Glauben entspricht ganz und gar elementaren menschlichen Bedürfnissen. Deshalb kann Martin Luther in seinem „Großen Katechismus“ in der Auslegung zum Ersten Gebot sagen: Woran der Mensch sein Herz hängt und worauf er sich verlässt, das ist sein Gott. Für Luther ist die richtige Orientierung entscheidend, um zwischen Gott und Abgott zu unterscheiden. Am Glauben zeigt sich, ob einer richtig oder falsch liegt. Geld und Gut, Wissen und Macht sind für Luther Götzen.

Glauben meint im Alten Testament (hebr.: ämunah, griech.: pistis) immer fest und sicher stehen, vertrauen, hoffen. Es ist eine Haltung, die ihren Grund in der Errettung des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten und seiner Bewahrung durch Gott hat. An diesen Urgrund des Glaubens erinnert z. B. die Einleitung zu den Zehn Geboten: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe“ (2. Mose 20,2). Im Neuen Testament ist der Glaube die bedingungslose Hinwendung zu Jesus (Matthäus 9,29; Markus 5,34): „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“ (Römer 10,11). Dieser Glaube kann Berge versetzen (Markus 11, 20-25). Dargelegt ist er in der Bergpredigt Jesu (Matthäus 5-7). Glaube kommt aus dem Hören (Römer 10,14-17). Im Alten wie im Neuen Testament begegnet glauben nicht nur im Sinne von „vertrauen“, sondern auch von „wissen“. Glauben ist eine Haltung, die dem Leben Stabilität und Richtung verleiht.

Glaubensbekenntnis

Bekenntnisse fassen kurz zusammen, was Christen glauben. Eines der ältesten Bekenntnisse lautet: "Jesus ist Herr" (1. Korintherbrief 12, 3). Auch das Fisch-Symbol ist ein uraltes Bekenntnis; die Anfangsbuchstaben der griechischen Worte „Iesus Christus Gottes Sohn Retter“ ergeben das griechische Wort für Fisch.

Im Neuen Testament finden sich noch weitere alte Bekenntnisse, die schon die Autoren überliefert bekommen und in ihre Schriften aufgenommen haben (z.B. Philipperbrief 2, 6-11 [EG 760] oder 1. Timotheusbrief 3,16).

Bekenntnisse entstanden im Laufe der Kirchengeschichte oft dann, wenn es Auseinandersetzungen über den Inhalt des christlichen Glaubens gab. Mit ihren Glaubensbekenntnissen machte sich die Kirche immer wieder neu klar, was unaufgebbarer Bestandteil des christlichen Glaubens ist und grenzte sich gleichzeitig gegen falsche Glaubensaussagen ab. Wichtige

Bekenntnisse der Alten Kirche sind das Nizänische und das Apostolische Glaubensbekenntnis, das üblicherweise im Gottesdienst gesprochen wird. Bekenntnisse der Reformation sind beispielsweise das Augsburger Bekenntnis oder der Große und der Kleine Katechismus Martin Luthers. Ein Bekenntnis aus neuerer Zeit ist die Barmer Theologische Erklärung. Alle diese erwähnten Bekenntnisse finden sich im Evangelischen Gesangbuch (EG) 804 – 811.

Gnade

siehe Rechtfertigung

Gott

Immer wieder ist versucht worden, die Existenz Gottes zu beweisen. Doch es ist nicht gelungen. Zugleich gilt aber auch: Man kann nicht beweisen, dass es Gott nicht gibt. Wer Gott ist und was er von den Menschen möchte, lässt sich an der Geschichte des Volkes Israel und an Jesus ablesen. Wie heißt Gott, wie ist sein Name? Gott antwortet Mose: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ (2. Mose 3, 14) Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber übersetzt diese Bibelstelle: „Ich bin da.“ Man könnte auch sagen: „Ich bin, der für dich / euch da ist.“

Gott ist da, aber er ist nicht verfügbar. Auch wenn man die Existenz Gottes nicht beweisen kann, so eröffnet der Glaube die Möglichkeit, Gott wahrzunehmen. Der Glaubende ist davon überzeugt, dass es Gott gibt, obwohl er nicht zu sehen ist. Von der Liebe ließe sich Vergleichbares sagen: Man kann sie nicht sehen, und doch erfahren Menschen, dass es sie gibt. Im 1. Johannesbrief heißt es: „Gott ist die Liebe“ (4, 16). Das bedeutet: So, wie ich die Liebe brauche und sie mich trägt, so brauche ich - aus der Sicht des christlichen Glaubens - Gott, der mir Halt und eine Perspektive / einen Sinn für mein Leben gibt.

Wer Gott ist - davon wird in der Bibel erzählt. Sie steckt voller Geschichten, in denen Menschen berichten, was sie mit Gott erfahren haben: z. B. Abraham, Sarah, Jakob, Mose, Miriam, Rut, David, Ester, Hiob, Jeremia, Maria, Jesus, Petrus, Paulus. Gott ist die Kraft, das Wesen, das alles umfängt „In ihm leben, weben und sind wir.“ (Apostelgeschichte 17, 28), aber er ist auch Gegenüber, er kann mit „Du“ angeredet werden, er ist „unser Vater“, wie Jesus ihn angeredet hat. Aber es finden sich in der Bibel auch mütterliche Vorstellungen und Bilder von Gott (z.B. Psalm 131, 2; Jesaja 66, 13) Dieses persönliche Verhältnis zu Gott kommt auch im 1. Gebot zum Ausdruck: „Ich bin der Herr, dein Gott.“

Das Bild vom „lieben Gott“ entspricht am meisten dem, was Menschen von Gott erwarten. Doch es gibt an Gott auch rätselhafte Seiten: Wenn er als „allmächtig“ oder „allgegenwärtig“ beschrieben wird, stellt sich unwillkürlich die Frage, wie er Leid und Ungerechtigkeit zulassen kann. Oder ist er nicht allmächtig? Menschliches Denken gerät hier an seine Grenzen. Die Erfahrung des Glaubenden jedoch zeigt: Er muss an schlimmen Erfahrungen und Unbegreiflichem nicht verzweifeln. Jesus hat gezeigt, dass Gottes Liebe auch in den leidvollsten, dunkelsten Stunden des Lebens da ist, mitleidet und letztlich neues Leben schafft.

Gottesdienst

Der Gottesdienst ist die Versammlung von Menschen, in der das Wort Gottes in Lesungen aus der Bibel, in der Predigt und im Abendmahl verkündigt wird und die Gemeinde in Gebeten, Liedern und Bekenntnissen antwortet. Jeder Gottesdienst lädt dazu ein, in der Gemeinschaft der Christen zu feiern, dass Gott diese Welt geschaffen hat und sie nicht sich selbst überlässt. Der Gottesdienst ist der Ort, an dem Menschen Geborgenheit finden, wo Freude und Dankbarkeit ebenso ihren Ort haben wie Klage und Verzweiflung. Der Gottesdienst bietet die Möglichkeit, Gefühlen Raum zu geben, sie einzuordnen. Biblische Lesungen, Lieder und Gebete besitzen eine deutende Kraft, die über den Gottesdienst hinauswirkt. In der Predigt wird nach der Botschaft Gottes für mich gefragt und dargelegt, dass für den Glauben vernünftige Gründe sprechen.

Dieses Ideal mag sich nicht in jedem Gottesdienst bieten. Nicht immer werden meine Fragen beantwortet, meine Ängste beseitigt. Es gibt langweilige Predigten und Gebete, in denen ich mich nicht wiederfinde, die in einer Sprache formuliert sind, die mir fremd (geworden) ist. Und ich treffe auf Menschen, bei denen man nicht spürt, dass ihr Glaube für ihr Handeln, für ihr Verhalten im Alltag irgendwelche Konsequenzen hat. Und doch ist der Gottesdienst einer der wenigen Räume, wenn nicht der einzige, in dem ich höre, was ich mir selbst nicht sagen kann: dass ich ein von Gott gewollter und geliebter Mensch bin - einzigartig, unverwechselbar, wertvoll. Der Gottesdienst - Zeit für mich, Zeit, die Seele baumeln zu lassen.


Zurück zur vorherigen Seite