Der Streit um den rechten Glauben 

Lehrer Asmus Schau und die Grundhofer Erweckungsbewegung

  Um 1747 bewirbt sich der in Langballigholz geborene Lehrer Asmus Schau an die Grundhofer Kirchspielschule und traf damit auf den Hauptpastor Johann Christoph Ordorff und auf den zweiten Pastor, dem Diakon Georg Jordt. Während Pastor Ordorff einer strengen lutherischen Orthodoxie zugeordnet wurde, wird dem Diakon Jordt ein sanftmütiges, bescheidenes und gottesfürchtiges Wesen bescheinigt. Theologisch hatte er sich wohl vorsichtig der Aufklärung angenähert. Von Asmus Schau gibt es zunächst keine Aussagen, in welche theologische Richtung er tendiert, aber es zeichnet sich bald ab, dass diese drei so unterschiedlichen Charaktere nicht miteinander leben und arbeiten können, zu konträr sind ihre Gegensätze. Der Diakon Jordt ist für die Schule, die Unterrichtserteilung und den Lehrer Asmus Schau verantwortlich. Da für Asmus Schau zunächst keine Lehrerwohnung verfügbar war, so wohnte er über 3 ½ Jahre im Haus des Diakons Jordt, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen kam. 

 

DIE  KUH  DES  LEHRERS

 Um 1750 wird in Grundhof ein neues Schulhaus mit einer Lehrerwohnung erbaut. Doch Asmus Schau weist diese Lehrerwohnung als zu klein zurück und gibt vor, sich dort auch keine Kuh halten zu können.

 Er zieht, ohne es dem Diakon mitzuteilen, zu seinen Brauteltern nach Nordballig. Damit versucht er, sich auch dem Einfluss des Diakons zu entziehen. Nun kommt es zu Unpünktlichkeiten des Lehrers und zu krankheitsbedingten Fehlstunden durch den weiten Weg bei Wind und Wetter von einer ¼ Meile (≈ 2,2 km). Als er 1751 Anna Christina Lassen aus Nordballig, heiratet, setzt der Diakon durch, dass der Lehrer die angebaute Lehrerwohnung des neuen Schulhauses bezieht.  

 

Der  Grundhofer  Pietismus

Der dänische König Christian VI. († 1746) und Herzog von Schleswig und Holstein war sehr von der pietistischen Erweckungsbewegung angetan und wollte sie in seiner Landeskirche eingeführt wissen. In weiten Teilen der Bevölkerung scheint das auch gelungen zu sein. Neben gemäßigten Richtungen, die eine ernste Innerlichkeit vertraten, gab es aber auch kleine radikale Gruppen, die einen Bruch mit der Landeskirche vollzogen, deren Gottesdienste ablehnten und selbst Ehen mit Christen, die noch nicht erweckt wurden für ungültig und geschieden erklärten. Als Beispiele hierfür wurde die „Bredtstedter Separation“ und die „Bordelumer Rotte“ genannt.

 In Grundhof jedenfalls spitzte sich das Ringen um den Pietismus in der Person des Lehrers Asmus Schau und seiner Anhänger zu. Vor 1752 war er nicht sonderlich in Erscheinung getreten, nun aber begann er mit religiösen, pietistisch ausgerichteten Versammlungen in der Nachbarschaft seiner Brauteltern. In diesen forderte er eindringlich zur Sinnesänderung, zur aufrichtigen Buße, zur gründlichen Bekehrung und zur reinen Nachfolge Christi auf, wie er es den Menschen mit seinem Charisma vorlebte.   

 

Evangelisation  auf  der  Totenfeier

 Asmus Schau nutzte auch die Parentationen, die häuslichen Totenfeiern und Aussegnungen für seine Verkündigungen – die Parentationen wurden von den Lehrern in den Dörfern als willkommenes Zubrot durchgeführt –. Schau ermahnte in seinen Vorträgen und religiösen Versammlungen die Leute, dass sie von ihren Sünden ablassen, sich zu Jesus bekehren und ein heiliges Leben führen sollten. Bei allen Gelegenheiten versuchte er den Menschen die Notwendigkeit einer wahren, aufrichtigen Buße und einer gründlichen Bekehrung ans Herz zu legen.

Jedoch, gewann er mit seiner „Evangelisation“ nicht nur eine große Anhängerschaft, er schuf sich auch zahlreiche Gegner. Man warf ihm „Separation" vor, und benutzte damit einen einschlägigen Begriff, der an die Vorfälle in Breklum und Bordelum erinnern sollte.  Daraufhin untersagte ihm der Diakon Jordt die religiösen Versammlungen für Erwachsene in den Häusern. 

 

LÜGENHAFTEN   GEPLÄRRE

 Stattdessen wirkte der Lehrer nun besonders auf die Schulkinder ein, denn in der Schule konnte er anscheinend frei walten und schalten. Einige von Asmus Schaus, teils strophenlangen Lieddichtungen sind überliefert. Alle seine Dichtungen atmen einen vom Pietismus durchdrungenen Geist.

 Richtschnur seines Handelns war es, alle Kinder im Geiste des biblischen Christentums heranzubilden. Dabei wurde ihm aber auch schon mal vorgeworfen, die elementaren Dinge des Unterrichtes, wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu vernachlässigen.

 Beim Singen von geistlichen Liedern kam es nun vor, dass der Lehrer seine Schüler ermahnte, wer das Lied nicht wahrhaftig und aus vollstem Herzen mitsingen könne, sollte lieber schweigen. „… (Er) tut besser, dass er itzo schweiget, damit er Christo nicht mit lügenhaften Geplärre spotte“. Daraufhin schwiegen einige Kinder, während andere fröhlich mitsangen.  

 

ERWECKUNG IN DER SCHULE

 Asmus Schau begann nun damit in der Schule einzelne Kindergruppen und Kinder abzusondern und zu „separieren“. So traf er sich auf Wunsch der „erweckten Kinder“ nach der Schule zu besonderen Gebetsstunden. Gerade diese Trennung zwischen „erweckten“ und „nicht erweckten“ Kindern rief jedoch großen Widerstand herauf. Sein Wirken aber war nicht ohne Erfolg. Einerseits bildete sich unter den Kindern eine Scharr heraus, die ihm gerne folgte. Schau sprach von einer regelrechten „Erweckung“ unter den Kindern. Anderseits schickten viele Eltern ihre Kinder aber auch gar nicht mehr zur Schule, bzw. gründeten in Bönstrup sogar eine Privatschule.   

 

DER  KIRCHENBRAND  ZUR  TODESSTUNDE

 Diakon Jordt wurde bedrängt, den nun eigenartig gewordenen Lehrer zu entlassen. Die ganze Angelegenheit wuchs über sich hinaus und beschäftigte nicht nur die gespaltene Kirchengemeinde, sondern auch Propst und Konsistorium. Jedenfalls versuchte Jordt als Dienstvorgesetzter, den Unterricht von Asmus Schau mit einer neu gefassten Schulordnung zu beeinflussen. Schau jedoch verweigerte die schriftliche Kenntnisnahme und verteidigte sich sehr geschickt und wortgewandt.

 Schließlich kommt es zur Kündigung des Lehrers. Asmus Schau zieht mit seiner Frau und seinem Sohn Asmus nach Glückstadt. Dort stirbt er am 16. Feb. 1756, angeblich zu der Stunde, als ein „furchtbares Gotteswetter“ über Grundhof hereinbricht und die Kirche durch Blitzschlag eingeäschert wird.

 Nicht allein mit dem Fortgang von Asmus Schau, sondern vielmehr mit dem „Gotteswetter“ am 16. Feb. 1756 bricht der Grundhofer Pietismus durch die Realität des Großbrandes der Kirche in sich zusammen. Das Rationale, steter Widersacher eines vergeistigten Pietismus, war von einer grausamen Wirklichkeit eingeholt worden.

 

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