Pastor Johann Christoph Ordorff

 Johann Christoph Ordorff war in der Kirchengemeinde Grundhof Hauptpastor von 1728 bis 1757. Er war in Weferlingen „im Halberstädtischen“ am 1. April 1694 geboren. Über Pastor Ordorff selbst ist nur bekannt, dass er in Halle und in Helmstedt studierte. Mit 34 Jahren trat er sein Amt am 1. Aug. 1728 in Grundhof an und heiratete zwei Wochen später in Kopenhagen die Bürgertochter Agnete Kier

 Von seinem Wesen her wird Pastor Ordorff  in der Chronik von Johannes Diederichsen folgendermaßen beschrieben:    » Hauptpastor Ordorff war ein lebhafter, mit Kanzelgaben und Feuereifer für sein Amt begabter Mann. Er liebte es, wenn die Gelegenheit sich hierzu bot, von der Kanzel aus, oder auch bei anderen Gelegenheiten, in origineller Weise unerwartete Wirkung durch sein Auftreten zu verursachen [siehe seine „Totenkopfpredigt“ und andere Dichtungen]. Sein theologischer Standpunkt war die Orthodoxie; ein Nachgeben, auch in geringen Sachen, war ihm wesensfremd. Seine Art und Weise zu predigen war die in damaliger Zeit übliche: Drohen mit Gottes Gerechtigkeit, mit Hölle und Teufel und ewiger Verdammnis, viel Gesetzespredigt und wenig Evangelium. Ungeheuerlichkeiten und Sünden seiner Gemeinde strafte er unnachsichtlich meistens in sehr derber und drastischer Weise. In allem aber ist nicht zu verkennen, dass er die Pflichten seines Amtes durchaus ernst nahm und für Gott und den Bau seines Reiches eiferte und für die Sache, wenn er sie einmal als richtig erkannt hatte, sich auch nicht scheute, seine ganze Persönlichkeit einzusetzen. Leider brachte seine Unnachgiebigkeit es oftmals mit sich, dass er in manche Streitigkeiten, ja sogar Prozesse verwickelt wurde, was einer fruchtbringenden Seelsorge in seiner Gemeinde nicht zum Vorteil gereichte. «

 Und an anderer Stelle heißt es: » (Ordorff war) allem Anschein nach von cholerischem Temperament. Er war ein Kämpfer, in seinen eigenen Augen gewiss ein rechter Gottesstreiter, der sicher selber davon überzeugt war, dass seine Art und Weise die richtige war, Gottes Reich zu bauen, ohne zu merken, daß seine Handlungen vielfach auch von fleischlichem Eifer beeinflusst wurden. Sein theologischer Standpunkt war orthodox und seine Predigten waren meist eschatologisch geprägt. «

 In jener Zeit der barocken Macht- und Prachtentfaltung konnte Rang- und Prunksucht gedeihen, die „hohen“ Herren lebten es vor, die „kleinen“ äfften es nach. Jeder dünkte sich dem anderen, niederen, überlegen, der äußere Schein galt mehr als der innere Wert eines Menschen. Gerade das ist aber verwunderlich, weil Grundhof im 17. und 18. Jahrhundert noch immer im „Ruf ausgezeichneter Kirchlichkeit“ steht. Dennoch machten diese menschlichen Schwächen auch vor Grundhof nicht Halt.

 Insofern ist Pastor Ordorff in sich zwiegespalten! In seinem Verhalten kann man ein übersteigertes Selbstbewusstsein, gepaart mit einem untrüglichen Machtanspruch und Rechthaberei, erkennen. Folgt man den Berichten über ihn, so stößt immer wieder auf, dass Pastor Ordorff stets seinen eigenen Interessen nachging, er mit nahezu allen Leuten in irgendeiner Weise zerstritten war und er die Obrigkeit mit vielen Eingaben gewaltig zusetzte.

 Alle seine kleineren und größeren Aktionen, wie das Verriegeln der Kirchentüren gegen die zu spät Kommenden, das Anprangern des „Sabbat schänden“, ein angeblicher Kneipenzug des Hadesvogtes mit seinen Bauern zur Gottesdienstzeit, oder das „Einschütten“, das Einfangen, von Gänsen seines Amtsbruders Jordt samt deren wohlfeilem Verspeisen, machte Ordorff bei seinen Gemeindegliedern nicht gerade beliebter. Bei all’ diesen Händeln hielt sich Ordorff meistens geschickt im Hintergrund, steuerte und lenkte den Twist in seinem Sinne. Sicherlich mag auch dazu beigetragen haben, dass er ausschließlich das hier wenig bekannte Hochdeutsche, statt der (angel-)dänischen Mundart sprach.

 

Literatur:   Das Kirchspiel Grundhof im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte von Johannes Diederichsen, Lutzhöft.  Ergänzt und herausgegeben vom Arbeitskreis Kirchspielchronik. Grundhof 2002.

  

 

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