Die verschlossene Kirchentür

Zur Zeit von Pastor Ordorf und Pastor Jordt wurde von allen Bewohnern der Kirchengemeinde ein regelmäßiger Kirchenbesuch erwartet. Nicht immer ging es dabei jedoch besonders andächtig zu. Johannes Diederichsen aus Lutzhöft schildert die Zustände auf der Grundlage alter Akten und Beschwerdebriefen.  

 

DER KNEIPENZUG DES HARDESVOGT

Überliefert ist, dass Pastor Ordorf etwa „über zunehmendes rohes und wüstes Leben, über Saufen und Sabbatschänden“ in seiner Gemeinde klagte. Er fand dabei allerdings wenig Unterstützung bei der weltlichen Obrigkeit, vor allem nicht bei dem Hardesvogt, der solches Verhalten bestrafen konnte. Ganz im Gegenteil. So wird berichtet, dass er (der Hardesvogt) „mit einer Anzahl Bauern von einem Krug zum anderen gefahren wäre und mit ihnen zusammen gesoffen und gezecht hätte, noch dazu am heiligen Pfingstabend.“   

 

ALLOTRIA IN DER KIRCHE

 Pastor Jordt wiederum beklagt vor allem das störende Zuspätkommen der Gottesdienstbesucher. So berichtet er dass sie „noch während der Predigt truppweise in die Kirche hineinmarschierten, so dass er genötigt wäre, die Predigt zu unterbrechen, weil sonst wegen Lärmens die Worte nicht verstanden würden.“  Viele blieben aber auch gleich draußen auf dem Kirchhofe oder der Vorhalle, wo sie durch lautes „Reden und Spektakelmachen“ den Gottesdienst störten, oder lagerten sich in Haufen rund um die Kirche an der Kirchenmauer und trieben dort allerhand Kurzweil. Zu Zeiten hätte er wohl 40 - 50 Stück hereinholen müssen. „Überhaupt geht es an den hohen Festtagen und an den Opfersonntagen recht tumultuarisch her. Besonders bei dem Auf- und Absteigen der Treppen wird von den jungen Leuten viel Allotria getrieben, welche alsdann einander treten, stoßen, in den Haaren ziehen, lachen und anderen Mutwillen treiben, darüber, welches ärgerlich zu hören, es wohl zu einem Handgefechte kommt, so dass sie sich in facie ecclesiae (im Angesicht der Kirche) blutig schlagen, wie es noch neulich am 1. Pfingsttage geschehen."  Bisweilen fänden sich in der Kollekte sogar „plattgeschlagene Rockknöpfe“  Bei Hochzeiten wiederum, kämen von 100 und mehr Hochzeitsgästen kaum 6 - 10 Personen in die Kirche, welche überdies schon einen benebelten Kopf mitbrächten und einer förmliche Hochzeitspredigt kaum folgen konnten.

 

BEFEHL ZUM ZUSPÄTKOMMEN

Um wenigstens dem fortwährenden Zuspätkommen Einhalt zu gebieten, griffen die beiden Pastoren nun zur Selbsthilfe.  Sie verschlossen die Kirchentür während der Predigt von innen, so dass Zuspätkommende keinen Eintritt mehr hatten.  Während sich die meisten Leute an diese Regelung gewöhnten und sie zum Teil auch unterstützten, leisteten andere Widerstand. So etwa der Gutsbesitzer  Christian v. Rathlau auf Unewatthof, der es nicht angemessen fand, wenn ein Mann aus dem Adel Anordnungen des Klerus Folge leisten sollte.  So befahl er etwa seinen eigenen Dienstboten, absichtlich zu spät zum Gottesdienst zu kommen. Und auch sonst gab er seine Unzufriedenheit in recht grober Weise kund. Wenn er nun an die verschlossene Tür kam, dann machte er Tumult, wodurch der Gottesdienst gestört wurde. 

 Da der ganze Streit nun eine größere Dimension bekam, wurde der Propst zu Rate gezogen. Doch dabei blieb es nicht. Es kam sogar zu einem Schreiben an den König. Während der Propst auf das sanftmütige, bescheidene und gottesfürchtige Wesen von Pastor Jordt hinwies, stand die Regierung nicht unbedingt auf der Seite der Pastoren.  Erst eine Schlichtung auf Schloss Gottorf brachte 1743 einen gütlichen Vergleich zustande.  Seitdem steht die Kirchentür in Grundhof während der Gottesdienste wieder offen.  Im Gegenzug aber sollen „Tumultierende“ der Obrigkeit gemeldet werden.

 

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