Die „eingeschütteten“ Gänse

 Zwischen dem Hauptpastor Johann Christoph Ordorff und seinem Diakon (2. Pastor) Georg Jordt, scheinen die zwischenmenschlichen Beziehungen von Anbeginn nicht gestimmt zu haben. Dazu waren die beiden Charaktere von ihrem Wesen her zu unterschiedlich, wenn auch zunächst keine offene Feindschaft zwischen ihnen bestand.

 

Dazu überliefert die Chronik folgende Begebenheit:

Wie es seinerzeit üblich war, lief das Federvieh meistens frei auf der Dorfstraße. Die Bohlsleute, z.B. Ordorff, sahen die freie Straßengräsung ihrer Tiere als ihr gutes Recht an, während die anderen ihre Herden hüten mussten. Ebenso beanspruchte Jordt für sich das Recht der freien Straßengräsung seiner Gänse, wie es bereits sein Vorgänger besessen hatte.

Nun war Ordorff eines Tages der Meinung, dass die Jordtsche Gänseherde auf seinem, ihm zugehörigen Straßengrund graste. Er fing die Gänse ein und ließ sie beim Krüger Lorenz Meyer „einschütten“ (= gefangen setzen). Von seinem Diakon verlangte Ordorff die Auslösung der Gänse, natürlich gegen Futtergeld, was Jordt jedoch verweigerte. Später brachte Ordorff die Herde in seiner Scheune unter.

Um die Herausgabe der „eingeschütteten“ Gänse entspann sich schließlich ein Streit, der vor den Hardesvogt getragen wurde. Allerdings ist die Entscheidung des Hardesvogts nicht bekannt, wahrscheinlich sollte wohl eine gütliche Einigung versucht werden, die aber offensichtlich nicht zustande kam. Pastor Jordt löste seine Gänse, oder einen Teil davon, nicht aus – und Pastor Ordorff behielt die gesamte Herde von 15 Gänsen. Fünf Gänse verkaufte Ordorff und die restlichen zehn verzehrte er im eigenen Hausstand.

Dass damit ein gedeihliches Miteinander zwischen den beiden Pastoren dahin war, liegt wohl auf der Hand und zwischen ihnen herrschte mehr Krieg denn Frieden.

 

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